Informationen zur Landkarte slawische Länder aus der Elke Rehder Collection
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Paul Langhans - Deutsche Kolonien im Osten II. Auf slawischem Boden. Aus Langhans Deutscher Kolonialatlas, Karte Nr. 7. Gotha, Justus Perthes, abgeschlossen Juli 1897.
Als Slawen wird eine Gruppe von Völkern bezeichnet, die eine slawische Sprache
sprechen und die vor allem die Osthälfte Europas bewohnen. Die slawischen
Sprachen sind neben den germanischen, romanischen und keltischen Sprachen eine
der Hauptgruppen der indogermanischen Sprachfamilie in Europa.
Titularnationen mit mehrheitlich slawischer Bevölkerung sind:
- ostslawische Staaten: Russland, die Ukraine und Weißrussland.
- westslawische Staaten: Polen, Tschechien und die Slowakei.
- südslawische Staaten: Bulgarien, Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien und
Herzegowina, Mazedonien und Montenegro.
Große slawische Minderheiten leben in Litauen, Lettland, Estland, Kasachstan und
Moldawien. In Deutschland und Österreich leben, abgesehen von der großen
Bevölkerungsgruppe slawischer Vorbewohner und Zuwanderer, die autochthonen
slawischen Volksgruppen der Sorben in der Lausitz, der Kroaten im Burgenland,
der Tschechen und Slowaken in Wien sowie der Slowenen in Kärnten und der
Steiermark. Des Weiteren lebt im Norden Polens die slawische Minderheit der
Kaschuben und im äußersten Südwesten der Ukraine die slawische Minderheit der
Russinen.
Erst mit ihrer Erwähnung in den oströmischen Quellen werden die Slawen als
historische Größe greifbar, wobei diese Großgruppe keineswegs als ethnisch
homogene Gruppierung aufgetreten sein muss, wenngleich sie von außen als solche
gesehen wurde. Neu entstandene Großverbände der Völkerwanderungszeit waren
meistens fragil und polyethnisch zusammengesetzt, das heißt, sie setzten sich
aus Personen und Gruppen unterschiedlicher Herkunft zusammen, die allein durch
den Glauben an eine gemeinsame Ideologie und Kultur sowie eine gemeinsame
Abstammung zusammengehalten wurden, sich aber nicht zwangsläufig tatsächlich
auch auf eine gemeinsame Kultur und gemeinsame Sprache begründen mussten.
Ethnogenese ist ein historischer Prozess, an dessen Ende in diesem Fall das
historisch greifbare „Volk“ der Slawen stand. Für die Bildung der slawischen
Sprache (Topogenese) konnte mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Gebiet zwischen
mittlerer Weichsel beziehungsweise Bug und mittlerem Dnepr herausgearbeitet
werden. Doch nicht allein Wanderungen der Träger dieser Sprache, sondern auch
die Assimilation von Menschen verschiedener Herkunft führte zu der
„Slawisierung“ Ostmittel- und Osteuropas. Ein einheitliches (proto-)slawisches
„Urvolk“ hat es dagegen, wie bei allen Völkern, sicherlich nicht gegeben. Gegen
die Ansicht mancher Forscher, bei den Slawen habe es sich einfach um ein
Konglomerat jener Menschen gehandelt, die an den Zügen der Völkerwanderung
zunächst nicht teilgenommen hatten, spricht zunächst zwar die große Ähnlichkeit
der slawischen Sprachen untereinander. Andererseits kennt man auch andere
Beispiele (Hunnen, Türken) dafür, dass sich Gruppen unterschiedlicher Herkunft
zu einem neuen Verband mit gemeinsamer Sprache zusammenschlossen.
In den folgenden Jahrhunderten besiedelten Slawen auf diese Weise allmählich
weite Gebiete Mitteleuropas und Osteuropas, die sich vom Schwarzen und Ägäischen
Meer bis zur Ostsee und dem Ilmensee sowie von der Elbe, der Saale, dem
Böhmerwald, dem Inn, den Alpen und der Adria bis zum oberen Don und unteren
Dnepr erstreckten.
Ausbreitung der heutigen Ostslawen
Parallel zur Ausbreitung in südliche und westliche Richtung erfolgte eine
Ausweitung des Siedlungsgebietes nach Norden in finno-ugrisches und baltisches
Gebiet. Im osteuropäischen Tiefland waren schließlich zahlreiche slawische
Stämme ansässig, wie zum Beispiel:
Buschanen (Бужане) – am Oberlauf des Südlichen Bug, Nachfahren der Duleben
(Дулебы)
Dregowitschen (Дреговичи) – im Zentrum des heutigen Weißrussland – Hauptstadt
Turow
Drewlanen (Древляне) – entlang des Prypjat – Hauptstadt Iskorosten
Kriwitschen (Кривичи) – Nordwestrussland – Hauptstädte Pskow und Smolensk
Polanen (Поляне) – am rechten Ufer des Dnepr in der Nordukraine – Hauptstadt
Kiew
Polotschanen (Полочане) – an der Westlichen Dwina – Hauptstadt Polozk
Radimitschen (Радимичи) – zwischen oberem Dnepr und Desna – Hauptstadt Gomel
Sewerjanen (Северяне) – nordöstliche Ukraine – Hauptstadt Tschernihiw
Slowenen (Словене) – zwischen Ilmensee und Ladogasee – Hauptstadt Nowgorod
Tiwerzen (Тиверцы) – entlang des Dnestr – Hauptstadt Peresetschen
Ulitschen (Уличи) – zwischen Dnepr und Südlichen Bug
Weiße Kroaten (Белые Хорваты) – im heutigen Galizien – Hauptstadt Peremyschl
Wjatitschen (Вятичи) – entlang der Oka – Hauptstadt Moskau
Wolhynier (Волыняне) – im heutigen Wolhynien, Nachfahren der Duleben (Дулебы) –
Hauptstadt Tscherwen (Quelle Wikipedia)
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Postthal, Wolostnamen, Wolostgrenzen, Tarutino, Klöstitz, Eigenheim, Teplitz, Arcis, Sarata, Liman des Dniester, Klein Jaroslawtz, Krassna, Katzbach, Gnadenthal, Schaga, Kogilnik, Sarata, Akkerman, Schaba, Neu Paris, Eigenfeld, Freudenfeld, Hoffnungsthal, Josephsdorf, Kulm
Bessarabien
Bessarabien (rumänisch Basarabia, gagausisch Basarabiya, ukrainisch
Бессарабія, russisch Бессарабия) ist eine historische Landschaft in
Südosteuropa, begrenzt vom Schwarzen Meer im Süden sowie den Flüssen Pruth im
Westen und Dnister im Osten. Das frühere Bessarabien deckt sich heute weitgehend
mit dem westlich des Dnister liegenden Teil Moldawiens, nur der Süden (Budschak)
sowie der äußerste Norden (um Hotin) gehören zur Ukraine. Jahrhundertelang war
das Land Pufferregion zwischen den Großmächten Österreich, Russland und dem
Osmanischen Reich. Die Gebietsbezeichnung entstand erst 1812, als das Fürstentum
Moldau die Herrschaft an Russland abtrat. Danach war der mehrheitlich von
Rumänen bewohnte Landstrich bis 1917 als Gouvernement Bessarabien Teil des
russischen Kaiserreichs. 1918 war Bessarabien kurzfristig unabhängig, ehe es in
der Zwischenkriegszeit zur östlichen Provinz Rumäniens wurde und nach dem
Zweiten Weltkrieg ein Landesteil der Sowjetunion war.
Die Bezeichnung „Bessarabien“ leitet sich vom walachischen Fürstengeschlecht
Basarab ab, das dort im 13. und 14. Jahrhundert herrschte, und hat nichts mit
Arabien zu tun. Ursprünglich galt nur das südliche Drittel des Landes als Terra
Bassarabum (lat.). Mit der russischen Übernahme von 1812 dehnte Russland die
Bezeichnung „Bessarabien“ auf das gesamte Gebiet zwischen den Flüssen Pruth und
Dnister aus. Bessarabien war ein Landstrich am Schwarzen Meer zwischen den
Flüssen Pruth im Westen und Dnister im Osten und im Übergang von den Karpaten
zur osteuropäischen Steppe. Die Fläche betrug bei einer Ausdehnung von ca. 450
km × 100 km rund 45.000 km². Das südliche Drittel (Budschak) sowie der
nordwestliche Zipfel um die Stadt Chotyn gehören heute zur Ukraine (im Osten der
Oblast Tscherniwzi). Der Rest der nördlichen zwei Drittel und der zentrale Teil
sind heute Teil Moldawiens und machen den Hauptteil des Staatsgebietes aus.
Außer der bessarabischen Hauptstadt Kischinau (russisch Kischinjow, rumänisch
Chișinău) gab es keine bedeutenden Städte. Kischinjow am Rande des russischen
Imperiums genoss jedoch in den ersten Jahrzehnten nach der Eroberung durch
Russland keinen guten Ruf im Kaiserreich, sondern galt als Strafversetzungslager
für Unzufriedene und Aufmüpfige. Ab 1834 entstand in Kischinjow durch einen
großzügigen Stadtentwicklungsplan ein imperiales Stadtbild mit breiten und
langen Straßen. Dennoch war Bessarabien ein Agrargebiet mit einer mehrheitlich
auf dem Lande lebenden Bevölkerung. Die größeren Orte wiesen als Marktgemeinden
nur halbstädtischen Charakter auf. Die Kolonistendörfer waren jeweils als
Straßendorf angelegt und mehrere Kilometer lang. Im Gefolge jahrhundertelanger
osmanischer Herrschaft gelangte der Typ der orientalischen Basarstadt ins Land.
Viele Orte hatten deshalb großangelegte Marktflächen. Einige Ortsnamen im Süden
deuten auf die frühere osmanische Herrschaft und tatarische Besiedlung hin, z.
B. Akkerman (türk. für weiße Festung), Bender (türk. für das Tor, heute
Tighina), Tatarbunar, Ismail, Tuzla, Kubey, Manuk-Bey.
Deutsche Bevölkerung
Deutsche Auswanderer, die der Zar 1813 als Kolonisten ins Land rief, lebten
in Bessarabien zwischen 1814 und 1940. Sie lebten als selbstständige Landwirte
auf eigener Scholle. In 125-jähriger Siedlungszeit hatten sie die ursprüngliche
Zahl von 24 Mutterkolonien auf über 150 bessarabiendeutsche Siedlungen
erweitert. Die Zahl von etwa 9.000 eingewanderten Personen hatte sich auf 93.000
Personen mehr als verzehnfacht. Die anfänglich gewährten Privilegien, darunter
die Selbstverwaltung durch das Fürsorgekomitee mit Sitz in Odessa, wurden um
1870 mit der Aufhebung des Kolonistenstatus zurückgenommen. Vor allem wegen der
Einführung des Militärdienstes wanderten in der Folge viele Kolonisten nach
Nord- und Südamerika (mit Schwerpunkten in Nord- und Süd-Dakota, Kanada,
Argentinien, Brasilien) aus.
Bessarabiendeutsche
Prominentester Vertreter dieser Volksgruppe ist der ehemalige deutsche
Bundespräsident Horst Köhler. Seine Eltern lebten bis zur Umsiedlung 1940 in der
deutschen Kolonie Ryschkanowka in Nordbessarabien, danach übergangsweise in
einem Lager im Deutschen Reich und wurden schließlich 1942 im besetzten Polen
angesiedelt, wo Horst Köhler 1943 geboren wurde.
Auswanderung aus dem Südwesten Deutschlands
Zwischen 1814 und 1842 wanderten aus südwestdeutschen Gebieten etwa 2000
Familien mit insgesamt etwa 9000 Personen nach Bessarabien in Südrussland aus.
Die Auswanderung aus den Räumen Württemberg, Baden, Elsass, Pfalz und Bayern mit
dem zeitlichen Höhepunkt 1817 wurde als Schwabenzug bezeichnet. Nach der
Passerteilung durch deutsche Behörden traten sie ihre Reise in größeren Gruppen,
sogenannten Kolonnen, an. Die Reisedauer für die etwa 2000 Kilometer lange
Strecke betrug je nach Reiseroute zwei bis sechs Monate. Viele der Auswanderer
mit religiösen Emigrationsgründen schlossen sich zu sogenannten Harmonien
zusammen. Die Schiffsreise begann auf der Donau, wozu die Auswanderer auf dem
Landweg bis Ulm zogen. Dort schifften sie sich auf dem Ein-Weg-Schiffs-Typ der
Ulmer Schachteln ein, die als Naufahrt stromabwärts trieben. Während der
Schiffsfahrt erkrankten viele Auswanderer an Infektionen und verstarben. Die
Fahrt führte flussabwärts bis zum Donaudelta kurz vor der Mündung ins Schwarze
Meer. Eine wochenlange Quarantäne unter freiem Himmel auf einer Flussinsel vor
der Stadt Ismajil (Oblast Odessa, Ukraine) forderte weitere Todesopfer. Etwa 10
bis 50 % der Auswanderer sollen die Schiffsreise nicht überlebt haben.
Auswanderung aus dem Nordosten Deutschlands
Die Zahl der deutschen Auswanderer aus Nordostdeutschland sowie aus den
deutschen Ansiedlungsgebieten in Polen wird auf etwa 1.500 Familien geschätzt.
Sie bevorzugten den Landweg mit Pferd und Wagen und hatten während der Reise
weniger an Infektionskrankheiten zu leiden. Sie waren 1814 die ersten Deutschen
in Bessarabien und wurden wegen ihrer Herkunft als Warschauer Kolonisten
bezeichnet.
Ansiedelung in Südbessarabien
Das zaristische Russland siedelte die deutschen Auswanderer in Bessarabien
planmäßig an. Sie bekamen in Südbessarabien, auf weiten, baumlosen
Steppenflächen des Budschak, Flächen von insgesamt 1.500 km² zur Verfügung
gestellt. Im Sprachgebrauch der Bessarabiendeutschen war es Kronland, weil es
von der russischen „Krone“ (dem Zaren) zur Verfügung gestellt wurde. In der
ersten Siedlungsphase bis 1842 entstanden 24 deutsche (Mutter-)Kolonien. Die
Flur- und Ansiedlungsflächen sowie der Grundriss der Siedlungen war von der
russischen Ansiedlungsbehörde vorgegeben. Die so neu entstandenen Dörfer hatten
alle den gleichen Siedlungsgrundriss als Straßendorf. Angelegt wurden die
Siedlungen meist in einem langgestreckten Tal mit sanft ansteigenden Hügeln. Nur
sehr wenige Ankömmlinge fanden im Land sogenannte Kronshäuschen vor, die vom
russischen Staat (der „Krone“) schon errichtet worden waren. Meist hausten sie
am Anfang in selbst gegrabenen Erdhütten. Schon die Ankunft war eine
Enttäuschung, denn die Auswanderer stießen in kaum besiedeltem Land auf eine
Ödnis mit hohem Gras, Disteln und Unkraut. Über das weitläufige Land zogen
Viehherden von moldauischen Pächtern, die die Felder der Ansiedler zerstörten.
Die vom Zaren bei der Anwerbung versprochene Selbstverwaltung der deutschen
Ansiedler leitete eine russische Sonderverwaltung unter dem Namen
Fürsorgekomitee für die Kolonisten Südrusslands (vormals: Vormundschaftskontor
für die ausländischen Ansiedler in Neurussland). Es handelte sich um den
Ansiedlungsstab für alle Neuansiedler, der auch die weitere Entwicklung im
Schwarzmeergebiet begleitete. Der Sitz befand sich zunächst in Kischinew und ab
1833 in Odessa. Die Amtssprache der Behörde war Deutsch. Ihr gehörten ein
Präsident und rund 20 Mitarbeiter (Beamte, Übersetzer, Arzt, Tierarzt,
Landmesser) an. Die Ansiedlung und Förderung der Siedler war gleichzeitig ein
russischer Modellversuch zur Gewinnung von Erfahrungen. Diese sollten der
eigenen, rückständigen Landwirtschaft in Zeiten von Leibeigenschaft zugute
kommen.
Präsidenten des Fürsorgekomitees waren:
General Ivan Insov 1818–1845
Staatsrat Eugene von Hahn 1845–1849
Baron von Rosen 1849–1853
Baron von Mestmacher 1853–1856
Islawin 1856–1858
Alexander von Hamm 1858–1866
Th. Lysander 1866–1867
Vladimir von Oettinger 1867–1871
Die Kolonisten unterlagen dem bereits von Katharina der Großen 1764
eingeführten Kolonisationsgesetz, in Kriminalsachen jedoch der staatlichen
Gerichtsbarkeit. Als der Zar 1870 den Kolonistenstatus aufhob, wurde das
Fürsorgekomitee 1871 aufgelöst. Unterhalb des Fürsorgekomitees gab es für die
rund 150 deutschen Gemeinden 17 Gebietsämter (Wolost), mit einem gewählten
Gebietsvorsteher (Oberschulz), zwei Beisitzern und einem Schreiber. Zu ihren
Aufgaben gehörte unter anderem die Verwaltung der Brand- und Waisenkassen. Das
Gericht auf dieser Ebene nannte sich Wolostgericht, das aus einem Richter und
drei Beisitzern bestand.
Die Dörfer wurden vom Dorfschulz (Bürgermeister) und zwei Beisitzern verwaltet,
die die männlichen Landbesitzer des Ortes für jeweils drei Jahre wählten. Neben
der Einhaltung von Zucht und Ordnung hatte der Dorfschulz behördliche
Verordnungen durchzusetzen und führte die Aufsicht in Erbschafts- sowie
Waisensachen. Ihm standen zwei oder mehr Hilfspolizisten zur Seite, die
Dorfwache und ein gesetzeskundiger Dorfschreiber.
Ortsnamen
Ursprünglich wurden die Kolonien nach den Nummern der vermessenen Landstücke,
wie Steppe 9, Kolonie Nr. 11, Die Zwölfte, bezeichnet. Danach gaben sich die neu
gegründeten Gemeinden Namen, die sich an fremdsprachige Bezeichnungen für
Geländegegebenheiten, wie Flüsse, Täler, Hügel, anlehnten. Ab 1817 verlieh das
Fürsorgekomitee den neu gegründeten Dörfer so genannte Gedächtnisnamen. Diese
Bezeichnungen erinnerten an die Orte von siegreichen Schlachten gegen Napoleon
im Vaterländischen Krieg, wie Tarutino, Borodino, Beresina, Arzis, Brienne,
Paris, Leipzig, Teplitz, Katzbach, Krasna, Wittenberg (ursprünglich
Malojaroslawez). Durch die Vielfalt der Ortsnamensgebung existierten für etliche
Orte mehrere Bezeichnungen.
In einer späteren Phase der deutschen Ortsgründungen ab etwa 1850 benannten die
Siedler ihre Dörfer nach eigenen Hoffnungen (Hoffnungstal, Friedenstal) oder
religiösen Motiven (Gnadental, Lichtental). Zahlreiche deutsche Dorfgründungen
übernahmen auch Begriffe türkisch-tatarischer Herkunft, wie Albota (weißes
Pferd), Basyrjamka (Salzloch), Kurudschika (trocken).
Siedlungen der Kolonisten
Die Lebensbedingungen der Kolonisten waren trotz der gewährten Privilegien in
der Anfangszeit hart. Die ersten Behausungen waren primitive Lehmhütten oder
sogar Erdlöcher mit Schilfdach. Ungewohntes Klima und Krankheiten löschten ganze
Familien aus. Landplagen behinderten das Aufbauwerk, darunter Viehseuchen,
Überschwemmungen, Epidemien wie Pest und Cholera, Missernten, Starkfröste,
Käferplagen sowie Heuschrecken- und Mäuseplagen. 1827 und 1828 hatte die
Bevölkerung die Lasten des Durchmarsches der russischen Armee in den
russisch-türkischen Krieg zu tragen. Erst in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts herrschte in den deutschen Siedlungen ein geregeltes und
eigenständiges Leben auf wirtschaftlichem, kulturellem sowie religiösem Gebiet.
In Verbindung mit landwirtschaftlichem Können, günstigem Klima und guten Böden
setzte gemäß dem Sprichwort „Die erste Generation hat den Tod, die zweite die
Not und die dritte erst das Brot“ ein wirtschaftlicher Aufschwung ein. Dazu
trugen auch die charakteristischen Eigenschaften der Volksgruppe, wie Fleiß,
Gläubigkeit, Kinderreichtum und Sparsamkeit bei.
Die 24 ersten Dörfer deutscher Auswanderer wurden Mutterkolonien genannt. Sie
entstanden noch im Rahmen der staatlichen russischen Kolonisation. Die etwa 125
nach 1842 entstandenen Siedlungen (einschließlich Gutshöfe, Weiler) hießen
Tochterkolonien. Sie waren auf private Siedlungstätigkeit der schon im Lande
lebenden Bessarabiendeutschen zurückzuführen. Die 24 ersten Kolonien waren:
Nr.1 Borodino 1814
Nr.2 Krasna 1814
Nr.3 Tarutino 1814
Nr.4 Klöstitz 1815
Nr.5 Kulm 1815
Nr.6 Wittenberg 1815
Nr.7 Beresina 1815
Nr.8 Leipzig 1815
Nr.9 Alt-Elft 1816
Nr.10 Paris 1816
Nr.11 Arzis 1816
Nr.12 Brienne 1816
Nr.13 Teplitz 1817
Nr.14 Katzbach 1821
Nr.15 Sarata 1822
Nr.16 Alt-Posttal 1823
Nr.17 Neu-Arzis 1824
Nr.18 Neu-Elft 1825
Nr.19 Gnadental 1830
Nr.20 Lichtental 1834
Nr.21 Dennewitz 1834
Nr.22 Friedenstal 1834
Nr.23 Plotzk 1839
Nr.24 Hoffnungstal 1842
(Quelle Wikipedia)
Nikolaifeld (Jasykow), Chortiz, Rosengart, Kronsthal, Blumengart, Alexandrowsk, Insel Chortiz, Dnieper
Kolonie Chortitza
Die Kolonie Chortitza (plautdietsch Gortiz bzw. Ooltkelnie, ukrainisch
Chortyzja/Хортиця, russisch Chortiza/Хортица) ist eine ehemalige
russlandmennonitische Siedlungskolonie nordwestlich der Dneprinsel Chortyzja und
liegt heute teilweise im Stadtgebiet von Saporischschja sowie in den Rajonen
Saporischschja (Oblast Saporischschja) und Tomakiwka (Oblast Dnipropetrowsk) in
der Ukraine.
1763 erließ Katharina II. ein Manifest zur Einladung deutscher Bauern nach
Russland, die in Deutschland von Werbern propagiert wurde. Einer davon war Georg
von Trappe, der 1786 die Mennoniten in Danzig besuchte. Die Ansiedlung sollte am
Dnjepr-Ufer stattfinden, in der Nähe der heutigen Stadt Cherson. Diese
Ländereien waren erst seit kurzem unter russischer Herrschaft. Nach der Rückkehr
der Abgesandten machten sich im Winter 1787/88 mennonitische Siedler nach
Russland auf. Insgesamt kamen 228 Familien im Herbst 1788 in Dubrowno (heute in
Weißrussland) an, wo sie überwinterten. Im Frühjahr 1789 reisten sie dann auf
dem Fluss Dnjepr zur Siedlungsstätte. Da der ursprünglich vereinbarte Ort zu
nahe am Kriegsschauplatz lag, mussten sie umsiedeln und bekamen Land gegenüber
der heutigen Insel Chortitza, in der Nähe der heutigen Stadt Saporischschja
(damals Alexandrowsk). Von dieser Insel bekam die gesamte Kolonie ihren Namen.
In den nächsten Jahren kamen weitere Siedler - bis 1797 sollen insgesamt etwa
400 Familien von Westpreußen nach Russland gekommen sein.
Die erste Siedlung dieser Kolonie mit dem Namen Chortitza wurde 1789 von
mennonitischen Siedlern aus Westpreußen gegründet und bestand aus mehreren
Dörfern. Sie war die erste Siedlung der Mennoniten in Russland, der später
weitere folgen sollten. Der Beginn der Ansiedlung verlief unter schwierigen
Bedingungen. Einerseits kamen die Hilfen der russischen Regierung nur schleppend
an, andererseits waren die Ansiedler innerlich zerstritten und ohne geistige
Führung. Im Laufe der Zeit wurden 21 Dörfer gegründet:
1. Blumengart Kapustjane/Капустяне (auch Kapustjanka/Капустянка;
existiert nicht mehr als Ort, nurmehr Flurname) Kapustjanka/Капустянка 1824
2. Burwalde Baburka/Бабурка Baburka/Бабурка 1803
3. Chortitza Chortyzja/Хортиця (seit 18. Dezember 2008
selbstständiger Ort, vorher Stadtteil von Saporischschja) Chortitza/Хортица 1789
4. Einlage Kitschkas/Кічкас (heute im Norden von Saporischschja im
Rajon Lenin) Kitschkas/Кичкас 1789
5. Insel Chortitza Ostriw Chortyzja/Острів Хортиця (heute im
Stadtgebiet von Saporischschja) Ostrow Chortitza/Остров Хортица 1789
6. Gerhardstal Tschernohlasowka/Черноглазовка (nicht mehr
lokalisierbar, nahe Tscherwonyj Jar) Tschernoglasowka/Черноглазовка 1860
7. Kronsfeld Udilenske/Уділенське Udelenskoje/Уделенское (älter
Chutor Udelnenskij) 1880
8. Mariental Prydniprowske/Придніпровське
Pridneprowske/Приднепровское ?
9. Alt-Kronsweide (später auch Bethania) Welykyj Luh/Великий Луг
(heute Stadtteil von Saporischschja) Weliki Lug/Великий Луг 1789
10. Neu-Kronsweide Wolodymyriwske/Володимирівське
Wladimirowkskoje/Владимировское 1833
11. Neuenburg Malyschiwka/Малишівка Malyschewka/Малышевка 1789
12. Neuhorst Selenyj Haj/Зелений Гай (früher Ternuwate/Тернувате) Selenyj
Gaj/Зеленый Гай (Ternuwatoje/Тернуватое) 1824
13. Alt Rosengart Nowoslobidka/Новослобідка Nowoslobodka/Новослободка 1824
14. Neu Rosengart Schmeryne/Жмерине Schmerino/Жмерино 1878-80
15. Osterwick Pawliwka/Павлівка (heute Teil von Dolynske Pawlowka/Павловка 1812
16. Rosental Kanzeriwka/Канцерівка (heute teilweise im Stadtgebiet von
Saporischschja) Kanzerowka/Канцеровка 1789
17. Schöneberg Smoljane/Смоляне Smoljanoje/Смоляное 1816
18. Schönhorst Rutschajiwka/Ручаївка Rutschajewka/Ручаевка 1789
19. Schönwiese ? (heute südlicher Stadtteil von Saporischschja) Schenwise 1797
20. Kronsthal Kronstal/Кронсталь, Dolynsk/Долинск Dolinsk/Долинск 1809
21. Neuendorf Schyroke/Широке Schirokoje/Широкое 1789
Als 1803 die nächste mennonitische Siedlerwelle nach Russland kam, um die
Kolonie Molotschna zu gründen, überwinterten die neuen Siedler bei ihren
Glaubensbrüdern in Chortitza. Weil sie dort Geld ausgaben, half das auch der
Siedlung Chortitza. Schließlich kam die Wirtschaft in Chortitza in Gang und die
Siedlung erblühte. Im Laufe des 19. Jahrhunderts vervielfachte sich die
Bevölkerung von Chortitza, so dass Tochterkolonien gegründet wurden. Ein Teil
zog auch nach 1870 nach Kanada. Da Chortitza als erste mennonitische Siedlung
gegründet wurde, wird sie auch Alt-Kolonie genannt. Die Nachkommen der
Auswanderer aus Chortitza in Nordamerika werden zum Teil als Old Colony
Mennonites bezeichnet, sie sind konservativer als die meisten anderen
mennonitischen Einwanderer aus Russland in Nordamerika.
Es waren bei der Gründung viele Handwerker nach Chortitza gekommen, die nun als
die Siedlung die ersten wirtschaftlichen Schwierigkeiten überwand, ihr Handwerk
ausüben konnten. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Industrie in
Chortitza, vor allem Mühlenwesen, Landmaschinen- und Uhrenherstellung. In den
Fabriken konnte auch die anwachsende landlose Bevölkerung Arbeit finden. Drei
große Fabriken: Lepp & Wallmann, Abram J. Koop, Hildebrand & Pries und zwei
kleinere Fabriken Thiessen und Rempel stellten in Chortitza und Rosental
landwirtschaftliche Maschinen her. Die hergestellten Landmaschinen waren nicht
nur zum Eigenverbrauch der Mennoniten in Russland bestimmt. Aus einer
Vereinigung von drei großen Fabriken ging ein Betrieb hervor, in dem später
(nach der Revolution 1917) Traktoren und Autos der Marke Saporoschetz
hergestellt wurden.
Bekannte Persönlichkeiten der Mennoniten-Siedlung Chortyzja:
Johann Bartsch, Delegierter der Mennoniten, Mitbegründer der Kolonie
Jakob Höppner, Delegierter der Mennoniten, Mitbegründer der Kolonie
Behrend Penner, erster Gemeindeältester der Mennoniten in Chortitza
Hermann Niebuhr, Begründer eines Mühlenunternehmens und der
Chortitza-Kommerzbank
Peter Lepp und Andreas Wallmann, Begründer der Fabrik Lepp & Wallmann
Abram J. Koop, Begründer einer Firma für landwirtschaftliche Maschinen
Kornelius Hildebrand und Peter Priess, Begründer der Firma Hildebrand & Priess
Cornelius Krahn, deutsch-ukrainischer Theologe, Hochschullehrer für
Kirchengeschichte, Autor und Herausgeber von Standardwerken über die Geschichte
der Mennoniten (Quelle Wikipedia)
Galatz, Donau, Ismail, Braila, Jakobsthal, Anatalköi, Küstendsche, Mangalia, Karaschkula
Die Dobrudscha
(rumänisch Dobrogea, bulgarisch Dobrudža Добруджа, türkisch Dobruca; auch
Trans-Danubien) ist eine Landschaft in Südosteuropa zwischen dem Unterlauf der
Donau und dem Schwarzen Meer. Die Landschaft bildet das Grenzgebiet zwischen
Südostrumänien und Nordostbulgarien.
Die Dobrudscha ist der nordöstliche Zipfel der Balkanhalbinsel und umfasst eine
Fläche von 23.262 Quadratkilometer. Die größten Städte sind Constanța und Tulcea
(in Rumänien) und Dobritsch und Silistra (in Bulgarien). Im 19. Jahrhundert
wanderten deutsche Kolonisten in mehreren Wellen in das bevölkerungsarme Gebiet
der Dobrudscha ein. Die ersten Siedler kamen zwischen 1841 und 1856 aus dem
russischen Zarenreich. Es handelte sich hauptsächlich um deutsche Bauernfamilien
aus den benachbarten Gouvernements Bessarabien und Cherson. Im Laufe der
einhundertjährigen Siedlungsgeschichte dieser Kolonisten bildete sich die
Volksgruppe der Dobrudschadeutschen.
Dobrudschadeutsche
Die Dobrudschadeutschen sind eine deutsche Bevölkerungsgruppe, die etwa 100
Jahre lang in der nördlichen Dobrudscha am Westufer des Schwarzen Meeres lebte.
Die Volksgruppe bildete sich ab 1840, als deutschstämmige Siedler in das etwa
23.000 km² große Gebiet einwanderten.
Die ersten deutschstämmigen Siedler kamen 1841 aus dem Süden des russischen
Kaiserreichs in die Dobrudscha. Es waren Bauernfamilien aus dem benachbarten
Gouvernement Bessarabien. Sie ließen sich in dem von Türken bewohnten Dorf
Akpunar nieder. Auswanderungsgründe waren wirtschaftliche Rückschläge im
Herkunftsgebiet und die Suche nach Land. Die 1841 begonnene erste
Einwanderungswelle, mit der auch deutschstämmige Menschen aus dem russischen
Gouvernement Cherson kamen, hielt bis 1856 an. Zu dieser Zeit bis zum Anschluss
an Rumänien 1878 gehörte die Dobrudscha zum osmanischen Reich. Die Siedler
unterwarfen sich dessen Kolonisationsreglement. Die Dobrudschadeutschen waren
die einzige deutsche Volksgruppe, die zeitweise osmanische Untertanen waren. Sie
trugen zur landwirtschaftlichen Entwicklung auf dem fruchtbaren Steppenboden
bei. Ab 1873 setzte die zweite Einwanderungswelle ein, zu der auch schwäbische
Einwanderer gehörten. Sie war bedingt durch die Aufhebung der
Kolonistenprivilegien 1871 in Russland und hielt bis 1883 an. Die dritte
Einwanderungszeit waren die Jahre 1890/91, die bedingt war durch die staatliche
Übernahme deutscher Schulen im Zarenreich.
Fast alle Dobrudschadeutsche siedelten im nördlichen Teil, der nach dem
russisch-türkischen Krieg von 1877/78 zu Rumänien kam. Nur einige hundert
Deutsche lebten im südlichen Teil, der dann zu Bulgarien kam. Es gab nur wenige
Dörfer in der Dobrudscha, die ausschließlich von deutschstämmigen Siedlern
bewohnt waren. Dagegen lebten sie innerhalb eines Dorfes geschlossen in einem
Viertel. Die erste Ansiedlung deutscher Einwanderer fand 1842 im türkischen Dorf
Akpunar statt. Die erste eigenständige Kolonie war Malkotsch, deren Gründer aus
dem russischen Cherson kamen. Die zweitälteste deutsche Siedlung wurde 1848
Atmagea. Sie war ein wichtiges protestantisches Zentrum, das heute über
Ciucurova (früher Tschukurowa) zu erreichen ist. Um 1850 entstanden die
Siedlungen Kataloi und Ciucurova. Später ließen sich in Tultscha Arbeiter und
Handwerker nieder, die in der Donauschifffahrt tätig waren.
Die Zugezogenen der zweiten Einwanderungswelle ab 1873 ließen sich vorwiegend im
Süden der Dobrudscha nieder. Dadurch entstanden um 1875 Kogealak, Tari Verde und
Fachria bei Konstanza. 1876 siedelten 30 Familien aus Bessarabien im Tatarendorf
Karamurat, das sie in Ferdinand I. nach dem rumänischen König umbenannten. Um
1880 entstand etwa 30 km weiter nördlich die Kolonie Cololia durch Zuzügler aus
Cherson. 1878 entstand Anadolchoi bei Konstanza, 1880 Horoslar in einem von
Tataren verlassenen Dorf. 1881 entstand in einem Tatarendorf die deutsche
Kolonie Cogealia durch schwäbische Siedler aus Cherson.
Bei der dritten Einwanderungswelle um 1890/91 entstanden in der Dobrudscha die
Orte Kobadin und Sarighiol. Als letzte deutsche Kolonie von Einwanderern aus
Russland wurde Neue Weingärten 1892 als Vorort von Konstanza gegründet. Die
weiteren deutschen Ortsgründungen waren Tochterkolonien, die bereits im Lande
befindliche Personen aufbauten.
Das größte katholische Dorf war Karamurat. Als Ferienort der Siebenbürger
Sachsen wurde „Büffelbrunnen“ bekannt, das heute Costinești heißt und weiterhin
als Badeort dient. In Murfatlar wurde Weinbau intensiviert, der heute noch
fortgeführt wird. Weitere Orte waren Cobadin, Palazu Mare, Cogealac und
Malkotsch, Karatai, Alakap, Sofular, Agemler, Mangeapunar, Techirghiol,
Groß-Pallas, Bratianu, Ciobancuis, Ali-Anife, Bazargic und Karali. Colelia wurde
zur Wüstung. (Quelle Wikipedia)
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Kuban, Alexanderfeld, Tempelhof, Kanstantinomka (Bethanien), Georgye, Kuma, Alexandersdorf, Gnadenfeld, Gnadenthal, Mosdok, Wladikawkas, Stawropol, Martinsfeld, Johannisdorf, Grusien, Tiflis, Marienfeld, Kura, Karaja Steppe, Jora, Petersdorf, Freudenthal, Marienfeld, Elisabeththal, Elisabethpol, Kedabek, Holenendorf
Kaukasiendeutsche
Kaukasiendeutsche waren deutschstämmige Einwohner des Russischen Reiches und der Sowjetunion, die in den Gebieten des Kaukasus siedelten. Sie kamen meist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ins Land. Es gab deutsche Kolonien im Nordkaukasus, Georgien, Aserbaidschan und Armenien. Die Siedlungen in Transkaukasien wurden stark von schwäbischen Auswanderern geprägt, im Nordkaukasus von Wolgadeutschen, die einen hessischen Dialekt sprachen.
Grusien - heutiger Name: Georgien
nach der russischen Bezeichnung Грузия (Grusija) früher auch Grusien oder
Grusinien genannt, ist ein Staat in Vorderasien. Er liegt in Transkaukasien,
östlich des Schwarzen Meeres und südlich des Großen Kaukasus. Im Norden wird er
von Russland und den völkerrechtlich umstrittenen Staaten Abchasien und
Südossetien, im Süden von der Türkei und Armenien, im Osten von Aserbaidschan
begrenzt. Das Land liegt an einer Nahtstelle Eurasiens.
Nach Georgien wanderten zwischen 1817 und 1819 2.629 schwäbische radikale
Pietisten ein (in der Literatur auch "Separatisten" genannt, da sie sich von der
Landeskirche abspalteten). Sie hatten bei Zar Alexander I. um eine Genehmigung
zur Ansiedlung nachgesucht. Sie wurde im Mai 1817 erteilt. Der erste
Siedlertross traf im Dezember des gleichen Jahres in Georgien ein.
Etwa 500 Großfamilien gründeten 1818 nahe Tiflis, unterstützt von der russischen
Regierung, acht Kolonien. In der Umgangssprache hießen sie bald die
„Schwabendörfer“. Der größte Ort war Katharinenfeld, wo zunächst 95 Familien,
später 116 Familien lebten. Der Name sollte die württembergische Königin
Katharina, die Schwester von Zar Alexander I. ehren. Im Ort gab es fünf
Fußballmannschaften, eine deutsche Zeitung, eine Grundschule, eine lutherische
Kirche mit Chor, einen Jägerverein, eine Theatergruppe und einen Stadtpark.
Marienfeld, Elisabethtal, Alexandersdorf und Petersdorf machten wegen ihrer
schnurgeraden, gepflasterten Straßen von sich reden. Von diesen ersten Kolonien
spalteten sie später weitere Siedlungen ab, wie Freudenthal (1842) und
Alexanderhilf (1857).
Auch in Tiflis siedelten sich deutsche Kolonisten an. Sie bauten den deutschen
Stadtteil Neutiflis, arbeiteten als Handwerker, Kaufleute und Hoteliers. Es
entstanden ein deutsches Gymnasium und eine evangelisch-lutherische Kirche. In
Abchasien entstanden die Siedlungen Neudorf, Lindau und Gnadenberg bei Sochumi.
1918 gab es in Georgien mehr als 20 von Kaukasiendeutschen gegründete Dörfer.
(Quelle Wikipedia)
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Windau, Libau, Memel, Goldingen, Grösen, Bauske, Schaulen (Schawli), Rigischer Meerbusen, Insel Ösel, Ahrensburg, Reval, Pernau, Peipus See, Narwa, Dorpat, Livland, Riga, Wenden, Jürgensberg, Uexküll, Lasdohn, Duna, Mitau, Dünaburg, Hirschenhof, Helfreichshof, Livland
Kurland
Kurland (lettisch Kurzeme) ist neben Semgallen (Zemgale), Zentral-Livland
(Vidzeme) und Lettgallen (Latgale) eine der vier historischen Landschaften
Lettlands.
Kurland liegt südwestlich des Flusses Daugava (Düna) und bezeichnet den von
Ostsee und Rigaischem Meerbusen umfassten Westteil des Landes um die Städte
Liepāja (Libau) und Ventspils (Windau). Die Hauptstadt Kurlands war bis 1919
Jelgava (Mitau). Nördlichster Punkt Kurlands ist Kap Kolka. Kurland umfasst eine
Fläche von 13.628,28 km². Das Gebiet ist mit Ausnahme der hügeligen Gegend um
Talsi (Talsen) in der Kurländischen Schweiz relativ flach. Hauptfluss ist die
Venta (Windau).
1795 kam Kurland im Zug der Dritten Polnischen Teilung zum Russischen Reich. Der
Form nach wurde vom kurländischen Landtag beschlossen, das Land dem russischen
Zepter zu unterwerfen. Dieser Beschluss wurde Herzog Peter mitgeteilt und von
diesem per Abtretungsurkunde bestätigt. 1795 stand das Baltikum somit insgesamt
unter russischer Herrschaft. Das Gouvernement Kurland wurde neben den damals
bereits bestehenden Gouvernements Estland (dem heutigen Nordteil der Republik
Estland) und Livland das dritte der russischen Ostseegouvernements, die vom
deutsch-baltischen Adel jeweils autonom verwaltet wurden. Die durch Peter den
Großen nach dem Erwerb des nördlichen Baltikums im Frieden von Nystad 1721 den
baltischen Städten und Ritterschaften zugesicherten Privilegien kamen zunächst
auch in Kurland zur Anwendung und ermöglichten eine autonome Selbstverwaltung.
So konnte z. B. durch Beschluss der baltischen Ritterschaften 1816–1819 die
Leibeigenschaft in Kurland, Estland und Livland aufgehoben werden, obwohl sie in
Russland noch ca. weitere 40 Jahre bestand. (Quelle Wikipedia)
Molotschnaer Mennonitenbezirk, Halbstadt, Altonau, Kleefeld, Gnadenfeld, Petershagen, Schönsee, Nassau, Durlach, Karlsruhe, Nikolaifeld, Rosenthal, Reichenfeld, Kronsfeld, Alexanderheim, Heidelberg, Hochheim, Tiefenbrunn
Kolonie Molotschna
Die Kolonie Molotschna (in plautdietscher Sprache: Molosch; nach ihrem
Hauptort auch Halbstadt genannt) ist eine ehemalige russlandmennonitische
Siedlung auf dem Territorium der heutigen Oblast Saporischschja in der Ukraine.
Das Gebiet der Siedlung wird im Westen vom Fluss Molotschna (oder russisch
Molotschnaja) begrenzt. Von diesem bekam die Siedlung ihren Namen. Heute gehört
das Land administrativ größtenteils zu den Rajons Tokmak, Tschernihiwka und
Rajon Melitopol. Die nächstgelegene größere Stadt ist Melitopol in südwestlicher
Richtung.
Molotschna wurde 1804 von mennonitischen Siedlern aus Westpreußen gegründet und
bestand aus 57 Dörfern. Es war die zweite (nach der Kolonie Chortitza) und
größte Kolonie der Mennoniten in Russland.
Nachdem 1789 die Siedlung Chortitza gegründet wurde, besuchten Mennoniten aus
Westpreußen Chortitza. Obwohl die Siedler in Chortitza Schwierigkeiten hatten,
erschien den Mennoniten angesichts der Situation in Westpreußen die Auswanderung
nach Russland verlockend. Auch die russische Regierung wollte weitere Gruppen
der als Musterlandwirte geltenden Mennoniten ansiedeln. 1800 erließ der
russische Zar Paul I. ein Privileg an die Mennoniten in dem sie „auf ewige
Zeiten“ vom Wehrdienst befreit sein sollten. In Westpreußen erschwerte dagegen
der preußische König Friedrich Wilhelm III. den Landerwerb für Mennoniten, die
keinen Wehrdienst leisten wollten. Ein weiterer Grund könnte auch Furcht vor
Veränderungen im Zuge der französischen Revolution gewesen sein. Man suchte die
Zuflucht im vermeintlich sicheren Russland.
1803 kamen die ersten Siedler in der schon bestehenden Siedlung Chortitza an und
überwinterten dort. 1804 wurden dann die ersten Dörfer gegründet. Für die
Siedler wurde von der russischen Regierung ein Stück Land am Fluss Molotschnaja
reserviert. Jeder Siedler konnte 65 Desjatinen (gut 71 Hektar) Land bekommen. Im
Gegensatz zur Ansiedlung in Chortitza wanderten jetzt auch vermögende Mennoniten
aus. Sie verkauften ihre Höfe und brachten das Geld (nach einer Abzugssteuer in
Preußen) nach Russland. Sie konnten deshalb ihre Wirtschaften leichter aufbauen.
In den Jahren 1803-1806 kamen 365 Familien nach Molotschna. Durch die
napoleonischen Kriege wurde eine weitere Auswanderung erst einmal verhindert.
1819-20 kamen weitere 254 Familien nach Molotschna. Als 1835 die Einwanderung
nach Molotschna beendet wurde, waren insgesamt 1200 Familien mit etwa 6000
Personen eingewandert. Die Siedlung besaß etwa 120.000 Desjatinen Land. Ein Teil
davon sollte nicht verteilt werden und für die zukünftigen Generationen
reserviert werden. Damit sollte die wachsende Anzahl an Familien versorgt
werden.
Die 57 Dörfer sind in der folgenden Liste mit ukrainischen und russischen Namen
aufgeführt:
1. Halbstadt Molotschansk/Молочанськ Molotschansk/Молочанск 1804
2. Neu-Halbstadt Molotschansk/Молочанськ Molotschansk/Молочанск 1804
3. Muntau Jasniwka/Яснівка Jasnowka/Ясновка 1804
4. Schönau Dolyna/Долина Dolina/Долина 1804
5. Fischau Rybaliwka/Рибалівка Rybalowka/Рыбаловка (auch
Rebalowka/Ребаловка) 1804
6. Lindenau Ljubymiwka/Любимівка Ljubimowka/Любимовка 1804
7. Lichtenau Switlodolynske/Світлодолинське
Swetlodolinskoje/Светлодолинское 1804
8. Blumstein Kamjanske/Кам'янське Kamenskoje/Каменское 1804
9. Münsterberg Prylukiwka/Прилуківка Prilukowka/Прилуковка 1804
10. Altona Trawnewe/Травневе Trawnewoje/Травневое (auch Trawne/Травне) 1804
11. Ladekopp Ladiwka/Ладівка Ladowka/Ладовка 1805
12. Schönsee Snihuriwka/Снігурівка Snegurowka/Снегуровка 1805
13. Petershagen Kutusiwka/Кутузівка Kutusowka/Кутузовка 1805
14. Tiegenhagen Lewadne/Левадне Lewadnoje/Левадное 1805
15. Ohrloff Orlowe/Орлове Orlowo/Орлово 1805
16. Tiege Orlowe/Орлове Orlowo/Орлово 1805
17. Blumenort Orlowe/Орлове Orlowo/Орлово 1805
18. Rosenort Orlowe/Орлове Orlowo/Орлово 1805
19. Fürstenau Luhiwka/Лугівка Lugowka/Луговка 1806
20. Rückenau Kosoluhiwka/Козолугівка (1922 bis 1943 Schyroka Poljana/Широка
Поляна) Kosolugowka/Козолуговка 1811
21. Margenau Irschawskyj/Іршавский (heute eingemeindet nach
Blahodatne/Благодатне) Irschawski/Иршавский (heute eingemeindet nach
Blagodatnoje/Благодатное) 1819
22. Lichtfelde Hruschiwka/Грушівка Gruschewka/Грушевка 1819
23. Neukirch Udarnyk/Ударник Udarnik/Ударник 1819
24. Alexandertal Olexandriwka/Олександрівка Alexandrowka/Александровка 1820
25. Schardau Olexandriwka/Олександрівка Alexandrowka/Александровка 1820
26. Pordenau Wesnjanka/Веснянка Wesnjanka/Веснянка 1820
27. Mariental Panfiliwka/Панфілівка Panfilowka/Панфиловка 1820
28. Rudnerweide Rosiwka/Розівка Rosowka/Розовка 1820
29. Grossweide Prostore/Просторе Prostore/Просторе 1820
30. Franztal Luhowe/Луговое Lugowoje/Луговое 1820
31. Pastwa Kwitkowe/Квіткове Kwitkowo/Квітково (früher Pastwa/Паства) 1820
32. Fürstenwerder Balkowe/Балкове Balkowo/Балково 1821
33. Alexanderwohl Switle/Світле (1945 bis 1963 Olexandriwka/Олександрівка)
Swetloje/Светлое 1821
34. Gnadenheim Balaschiwka/Балашівка Balaschowka/Балашовка 1821
35. Tiegerweide Mostowe/Мостове Mostowoje/Мостовое 1822
36. Liebenau Majske/Майське (heute Teil von Ostrykiwka/Остриківка)
Maiskoje/Майское (heute eingemeindet nach Ostrikowka/Остриковка) 1823
37. Elisabethtal Jelisawetiwka/Єлизаветівка (heute Olexandriwka/Олександрівка)
Jelisawetowka/Елизаветовка 1823
38. Wernersdorf Prybereschne/Прибрежне (heute Ostrykiwka/Остриківка)
Pribreschnoje/Прибрежное (heute eingemeindet nach Ostrikowka/Остриковка) 1824
39. Friedensdorf Chmelnyzke/Хмельницьке Chmelnizkoje/Хмельницкое 1824
40. Prangenau Stepowe/Степове Stepowoje/Степовое 1824
41. Sparrau Dowhe/Довге (bis 1945 Selenyj Haj/Зелений Гай) Dolgoje/Долгое (bis
1945 Seleny Gaj/Зелений Гай) 1838
42. Konteniusfeld Dowhe/Довге Dolgoje/Долгое 1832
43. Gnadenfeld Bohdaniwka/Богданівка Bogdanowka/Богдановка 1835
44. Waldheim Wladiwka/Владівка Wladowka/Владовка 1836
45. Landskrone Lankowe/Ланкове Lankowoje/Ланковое 1839
46. Hierschau Wladiwka/Владівка Wladowka/Владовка 1848
47. Nikolajdorf Mykolajiwka/Миколаївка Nikolajewka/Николаевка (heute
eingemeindet nach Seljony Jar/Зелёный Яр) 1848
48. Paulsheim Pawliwka/Павлівка Pawlowka/Павловка (heute eingemeindet nach
Seljony Jar/Зелёный Яр) 1852
49. Kleefeld Mohutneje/Могутнє Mogutneje/Могутнее 1854
50. Alexanderkrone Molotschne/Молочне Molotschnoje/Молочное 1857
51. Mariawohl Selenyj Jar/Зелений Яр Seljony Jar/Зелёный Яр 1857
52. Friedensruh Myrnyj/Мирний Mirny/Мирный 1857
53. Steinfeld Sadowyj/Садовий (existiert nicht mehr; bei Makiwka/Маківка)
Sadowy/Садовый 1857
54. Gnadental Blahodatne/Благодатне Blagodatnoje/Благодатное 1862
55. Hamberg Kamjanka/Кам'янка Kamenka/Каменка 1863
56. Klippenfeld Mohotschnyj/Могочний (heute eingemeindet nach
Stulnewe/Стульневе) Mogotschny/Могочный (heute eingemeindet nach
Stulnewo/Стульнево) 1863
57. Fabrikerwiese Fabrytschne/Фабричне Fabritschnoje/Фабричное 1863 (Quelle:
Wikipedia)
Strassburg (Zentralschule), Kutschurganer Bezirk, Dniester, Eigenheim, Danielsfeld, Gross, Liebenthal, Neuburg, Odessa, Lustdorf (früher Kaisersheim und Luisendorf), Gül, Güldendorf, Liman, Mannheim, Selz, Baden, Kandel
Schwarzmeerdeutsche
Zu den Schwarzmeerdeutschen werden die deutschen Auswanderer gezählt, die
sich Anfang des 19. Jahrhunderts am Nordufer des Schwarzen Meeres zwischen den
Flüssen Bug und Dnister niederließen. Sie siedelten im damaligen Süd- oder
Neurussland des Zarenreichs nahe der Hafenstadt Odessa. Ihr Siedlungsgebiet
befindet sich heute auf dem Staatsgebiet der Ukraine.
Das südrussische Gebiet hatte Katharina II. durch zwei Kriege mit dem
Osmanischen Reich (1768–1774) und der Annexion des Krimkhanats (1783) für das
Russische Reich hinzugewonnen. Durch den Frieden von Jassy fiel auch das dünn
besiedelte Gebiet zwischen Bug und Dnister an Russland. Die ersten deutschen
Auswanderer aus dem Südwesten (Württemberg, Baden, Elsass, Lothringen, Pfalz)
trafen 1803 ein, gerufen von Alexander I. (Russland). Sie kamen ab Ulm auf Ulmer
Schachteln auf der Donau bis Galatz. Es waren neun Transporte mit etwa 1.100
Personen, darunter die Hälfte Kinder. Ab Galatz ging es auf dem Landweg weiter
nach Dubossary. Die Reisezeit betrug rund 80 Tage. Nach einer Quarantänezeit
ging es weiter nach Odessa, wo sie das Neurussische Fürsorgekontor betreute.
Der 17. Oktober 1803 gilt als Gründungstag der schwarzmeerdeutschen Kolonien bei
Odessa. Zar Alexander I. kaufte an diesem Tag Land für die Kolonisten an. Im
Frühjahr 1804 entstanden Großliebental und Kleinliebental als erste
Ansiedlungen. Später folgten in der Nähe Neuburg, Peterstal und Josefstal. 1805
entstanden Alexanderhilf, Frankfeld, Mariental und Lustdorf. 1806 kam Freudental
hinzu.
1808 erfolgte eine zweite Einreisewelle aus Baden und dem Elsass, die zur
Gründung der Kolonistenbezirke Glückstal und Kutschurgan führte. Im selben Jahr
entstanden Neudorf, Bergdorf und Glückstal. Die russische Regierung hatte
bereits die Einwandererquote auf 200 Familien im Jahr gesenkt, um alle
Neuansiedler sachgerecht versorgen zu können. Für weitere Kolonisten besorgte
der russische Generalgouverneur Herzog von Richelieu Land am Kutschurganer
Liman. Dort entstanden 1808 die Kolonien Kandel, Selz und Straßburg.
Da 1808 etwa 500 weitere Auswandererfamilien unterwegs waren, besorgte die
russische Verwaltung Siedlungsland am Fluss Beresan. Dort entstanden 1809 die
Siedlungen Landau, Speyer, Rohrbach. 1810 wurden Worms, Sulz, Karlsruhe, Rastadt
und München gegründet.
Das Siedlungsgebiet der deutschen Auswanderer war nicht so kompakt angelegt wie
das Wolgagebiet, sondern das Kerngebiet einer ganzen Kette von Kolonien. Die
russische Verwaltung stellte den deutschen Auswanderern zwischen 1804 und 1809
rund 72.000 Desjatinen Land zur Verfügung.
Seit der Einwanderung hatten die Siedler den privilegierten Status von
Kolonisten. 1871 wurde der Kolonistenstand aufgehoben und die Siedler waren den
übrigen russischen Bürgern gleichgestellt. Die Einführung der 6-jährigen
Wehrpflicht ab 1871 führte zu einer Auswanderung von etwa 15.000 Mennoniten in
die USA. In den Jahren 1871–1915 wanderten etwa 79.000 evangelische und 37.500
katholische Schwarzmeerdeutsche in die USA aus. Auswanderungsziele waren auch
Kanada, Argentinien und Brasilien. (Quelle Wikipedia)
Kronstadt, Oranienbaum, Peterhof, Strelna, Krassnoje Sselo, Zarskoje Sselo, Pawlowsk, Owzyna, Kirchberg, Tschora, Alt Kipen
Russlanddeutsche
Der Begriff Russlanddeutsche (russ. Российские немцы , wiss. Transliteration
Rossijskie nemcy, auch russ. Русские немцы , wiss. Transliteration Russkie
nemcy) ist ein Sammelbegriff für die ethnisch deutsche und deutschstämmige
Minderheit in Russland, die heute mehrheitlich nach Deutschland übergesiedelt
ist.
Peter I. (1689–1725) ließ die neue Hauptstadt Sankt Petersburg erbauen (1703),
wo von nun an die meisten der angeworbenen Fachleute lebten. Unter ihm gelangten
viele Deutsch-Balten, die aus der Zeit des Deutschen Ordens hervorgegangen
waren, unter russische Herrschaft. Neben dem Zugang zur Ostsee wollte er auch
die nördliche Schwarzmeerküste erobern, was jedoch erst Katharina II. wirklich
gelang.
Schon in den Jahren 1764–1767 wanderten rund 30.000 Deutsche – inklusive einer
kleineren Anzahl von Franzosen, Niederländern und Schweden – nach Russland aus.
Tausende überlebten die Strapazen, den Hunger und die Krankheiten während der
langen Reise nicht. Erst bei der Ankunft wurde vielen klar, dass sie nicht mehr
zu der Sorte von Einwanderern gehören sollten, die sich die Zaren in den
Jahrhunderten zuvor ins Land geholt hatten. Weder durften die Handwerker unter
ihnen ihren erlernten Beruf in den Städten ausüben, noch durften die Bauern sich
selbst den Flecken Erde wählen, an dem sie sich niederließen. Stattdessen wurden
einige dieser ersten Siedler in die ländliche Region um St. Petersburg, der
überwiegende Teil aber ins Wolgagebiet bei Saratow geführt, wo alle dazu
bestimmt waren, eine landwirtschaftliche Tätigkeit auszuüben.
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Thorn, Bromberg, Bielostock, Plotzk, Konin, Kolo, Kempen, Tschenstochau, Beuthen, Kattowitz, Weichsel, Petrikau, Lodz, Rawa, Kalisch, Neudorf, Lublin, Gombin, Lowitsch, Neuhof
Deutsche im Raum Łódź
Die Geschichte der Deutschen im Raum Łódź beginnt Ende des 18. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit waren die Nachkommen früherer Einwanderungswellen im Mittelalter und der frühen Neuzeit bereits assimiliert. Ende des 18. Jahrhunderts begann der örtliche Adel, deutsche Bauern, so genannte Holländer, anzuwerben, deren Vorfahren bereits seit mehreren Generationen im polnischen Sprachraum als Siedler lebten und dabei von Westen nach Osten fortschreitend immer wieder neue Dörfer gründeten. Die älteste Ansiedlungsurkunde aus der Umgebung von Łódź stammt aus dem Jahr 1782. Bis 1800 wurden bereits über 50 Orte von deutschen Bauern gegründet. Anfang des 19. Jahrhunderts folgten den Bauern städtische Handwerker, die bei der Industrialisierung der Region eine Schlüsselrolle spielten. Sie wanderten zumeist in bereits bestehende Städte ein, es wurden aber auch einige neue Städte gegründet. Die Zuwanderung beider Siedlergruppen hielt bis etwa 1840 an, doch auch danach wuchs die deutsche Minderheit aufgrund ihres Geburtenüberschusses weiter. Durch den Januaraufstand von 1863–64 und die Bauernbefreiung 1864 wurden die Bedingungen für die deutschen Siedler in der Region schlechter, und es kam in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer starken Abwanderung nach Wolhynien.
Von 1815 an gehörte die Łódźer Region zu dem auf dem Wiener Kongress
gebildeten, so genannten Kongresspolen, das dem russischen Zaren unterstand.
Durch die neue Grenzziehung wurde die Gegend von einem wenig beachteten
Hinterland Preußens mit einem Mal zum westlichen Vorposten Russlands.
Einwanderungswilligen Tuchmachern und Webern bot Kongresspolen einerseits den
Vorteil, gegenüber der sich bereits in der Industrialisierung befindlichen
Wirtschaft der westlicher gelegenen Länder durch eine Zollgrenze geschützt zu
sein, andererseits eröffnete sich der riesige Markt des russischen Reiches.
Hinzu kamen noch die Vergünstigungen, die adlige Grundbesitzer ebenso wie der
Staat den Einwanderern boten. Während die ländliche Kolonisation sich ungebremst
fortsetzte, kam nun auch die Einwanderung städtischer Handwerker hinzu und in
schneller Folge wurden – mit wechselndem Erfolg – neue Städte oder auch neue
Stadtviertel für die deutschen Einwanderer gegründet.
Folgende Städte wurden in dieser Zeit im Raum Łódź im Rahmen der Zuwanderung
deutscher Tuchmacher und Weber gegründet: Ozorków (1813, Stadtrecht 1816),
Aleksandrów Łódzki (1817, Stadtrecht 1822), Zduńska Wola (1817/18, Stadtrecht
1825), Konstantynów Łódzki (1821), Tomaszów Mazowiecki. Folgende bereits
bestehende Städte waren außerdem Ansiedlungsorte deutscher Einwanderer:
Pabianice (seit 1796), Brzeziny (seit Beginn des 19. Jahrhunderts, 1816 Gründung
des Tuchmachervorortes Lasocin), Zgierz (seit 1818) und Łódź (seit 1821).
Der Gründung der Städte folgte der Aufbau des evangelischen Kirchenwesens.
Zumeist mit Unterstützung der Grundherren wurden folgende Kirchspiele gegründet:
1826: Łódź St. Trinitatis, Konstantynów Łódzki, Ozorków; 1827: Pabianice; 1829:
Brzeziny, Zduńska Wola; 1830: Tomaszów Mazowiecki; 1838: Nowosolna; 1839: Filial
Huta Bardzyńska, Filial Poddębice.
In den Jahren nach 1815 war es aus Südpreußen auch zu einer Abwanderung neu
angesiedelter Familien nach Preußen gekommen, da manche der unmittelbar aus dem
deutschen Reich eingewanderten Familien sich nicht vorstellen konnten, unter
fremder Herrschaft zu leben. Der Łódźer Raum ist in diesem Zusammenhang aber
nicht aktenkundig geworden, wobei es dennoch möglich ist, dass es Rückwanderer
gab, insbesondere wenn diese nicht erwarteten, in Preußen erneut Land vom Staat
zugeteilt zu bekommen.
Im Novemberaufstand von 1830/31 blieb die überwiegende Mehrheit der Deutschen
passiv, da sie Vorbehalte gegenüber dem polnischen Adel und dem gegenüber den
Protestanten intoleranten polnischen Klerus hatten. Diese Haltung teilten die
Pastoren Herrmann aus Brzeziny und Metzner aus Łódź, ganz im Gegensatz zur
Mehrheit der evangelischen Pastoren, die den Aufstand unterstützten. Unter den
Handwerkern in den Städten war die Haltung geteilt. Die Tuchmacher der Städte
Zduńska Wola, Konstantynów Łódzki und Zgierz erhielten später eine Belohnung von
der russischen Regierung für ihren Einsatz gegen die aufständischen Polen. Die
Tuchmacher in Łódź und Aleksandrów Łódzki hingegen bildeten Einheiten, mit dem
Ziel, die Aufständischen zu unterstützen. Da es sich um Ausländer handelte,
wurde zumindest die Einheit aus Aleksandrów Łódzki wieder zurück in die Stadt
geschickt, um stattdessen dort die Bevölkerung vor Übergriffen zu schützen. Auch
in Ozorków, Konstantynów Łódzki, Łódź, Pabianice und Zduńska Wola wurden
Bürgerwehren gebildet, die den Schutz der Städte und der umliegenden deutschen
Dörfer übernahmen.
Während des Aufstandes dezimierten Hunger und Seuchen die Bevölkerung und, auch
wenn es nur vereinzelt zu Übergriffen auf die deutsche Bevölkerung gekommen war,
so wanderten doch zahlreiche Familien nach Wolhynien und Podolien ab. Der
wirtschaftliche Stillstand zwang darüber hinaus zahlreiche Tuchmacher, die
Region zu verlassen. Die meisten wanderten nach Weißrussland und Wolhynien
weiter, wo sie sich u.a. in Białystok niederließen, viele gingen aber auch nach
Böhmen oder kehrten nach Deutschland zurück. Trotz alledem überstieg die
Zuwanderung die Verluste und die Zahl der Deutschen in der Region stieg weiter.
Die Besonderheit, dass es sich bei vielen der Städte in der Umgebung von Łódź um
Neugründungen handelte, führte dazu, dass die Deutschen in der Region vielfach
tonangebend waren, zumal die deutschen Handwerker bei der Industrialisierung der
Region eine Schlüsselrolle spielten. Diese besondere Situation führte zu einer
zunehmenden Konzentration der Polendeutschen in der immer schneller wachsenden
Stadt Łódź und den umliegenden Städten. Da die polnischen Bauern noch nicht
freizügig waren, wurde der wachsende Arbeitskräftebedarf der Industrie
vorwiegend durch die nicht erbberechtigten Kinder deutscher Bauern gedeckt, die
aus dem weiteren Umland zuzogen.
In den Jahren 1834 bis 1838 kam es noch einmal zur Werbung von Siedlern direkt
aus Deutschland, wobei nun, anders als sonst, alte polnische Dörfer mit gutem
Lehmboden zur Besiedlung freigegeben wurden. In Srebrna und Mikołajewice wurden
Familien aus Baden angesetzt, wohingegen in den folgenden Orten insgesamt etwa
500 Familien aus verschiedenen hessischen Herrschaftsgebieten angesiedelt
wurden: Bechcice, Łobudzice, Babice, Wola Czarnyska und Przyrownica; hinzu kamen
ca. 170 Familien städtischer Siedler vor allem in Konstantynów Łódzki und Łódź.
Weitere von Hessen besiedelte Dörfer waren Kurów und Kurówek im Süden von Łask.
Im Jahr 1845 wurde in Łódź eine vierklassische „Deutsch-russische Realschule“
gegründet, in der in beiden Sprachen gleichermaßen unterrichtet wurde.
Die Einwanderung aus Hessen endete im Jahr 1839, und in den 1840er Jahren kam
auch die Zuwanderung aus dem Posener Raum und anderen westlicher gelegenen
polnischen Gebieten zum Erliegen, was seine Ursache darin hatte, dass Amerika
als Auswanderungsziel immer beliebter wurde. Dies hatte zur Folge, dass von
dieser Zeit an häufiger als in früheren Jahrzehnten Polen in den Kolonien
angesetzt wurden. So kam es zunehmend zu gemischten Siedlungen.
Das Ausbleiben neuer Siedler aus den westlichen Regionen hatte zur Folge, dass
die Polendeutschen von neuen Ideen und Entwicklungen abgeschnitten wurden und
zunehmend isoliert lebten, was letztendlich zu Rückschrittlichkeit führte. In
Deutschland gerieten die Polendeutschen in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts in Vergessenheit.
Der Januaraufstand von 1863/64, der letztendlich von den Russen
niedergeschlagen werden konnte, weil die noch immer unfreien polnischen Bauern
passiv blieben, war der Wendepunkt in der Geschichte der Polendeutschen. Hatte
in der bisherigen Geschichte dieser Volksgruppe im Vordergrund gestanden, dass
ihre Ansiedlung zur Entwicklung des Landes beitrug und dessen Industrialisierung
ermöglichte, so wurde nun deutlich, dass die den Deutschen gewährten Vorteile
Ungunst, Hass und Neid auf Seiten des polnischen Mittelstandes erzeugt hatten.
Allerdings darf man dabei nicht übersehen, dass die überwiegende Mehrheit der
deutschen Bevölkerung sich als Angehörige des russischen Staates sah und daher
dem Aufstand ablehnend gegenüberstand. Auch das Konsistorium der
evangelisch-augsburgischen Kirche sowie die überwiegende Mehrheit ihrer Pastoren
standen auf Seiten des Zaren.
Es gab jedoch auch Deutsche, die auf Seiten der Polen standen. Im Raum Łódź
unterstützten die Pastoren Karl Gustav Manitius (Łódź, St.-Trinitatis-Gemeinde,
er musste die Stadt 1865 verlassen) und Eduard Boerner (Zduńska Wola) die
Aufständischen. Auch Pastor Biederman in Pabianice soll Sympathien für die
polnische Seite gehegt haben. In Tomaszów bildete sich eine Abteilung von 60
Deutschen, die den Aufstand im Kampf unterstützte. Als es um die Fastnachtszeit
1864 zu der so genannten „Schlacht bei Dobra“ nordöstlich von Łódź kam, waren
nach mündlicher Überlieferung unter den Aufständischen auch einige Deutsche.
Nachdem jedoch der Kampf für die Polen verloren gegangen war, lieferten die
deutschen Bauern von Neusulzfeld (Nowosolna) einen flüchtenden Rebellenführer an
die russischen Behörden aus (nach anderer Überlieferung soll es der jüdische
Gastwirt des Ortes gewesen sein).
In dieser Situation ist es nicht überraschend, dass die Deutschen zwischen die
Fronten gerieten, so dass es vielfach zu Übergriffen kam. Allein in der
evangelischen Kirchengemeinde Brzeziny, die 1866 4246 Mitglieder hatte, verloren
14 Mitglieder ihr Leben durch den Aufstand. Aus der Kirchengemeinde Aleksandrów
sind ebenfalls Todesopfer überliefert, und in Świniokierz wurde der Landwirt
Gottfried Scheffler von den Aufständischen unter Majewski erhängt.
Die Feindseligkeiten, die die Polendeutschen im Aufstand von 1863/64 erfahren
hatten, führten zu einer starken Abwanderungswelle aus ganz Mittelpolen ins
Lubliner Land, Cholmer Land, nach Wolhynien und in das Innere Russlands. Bereits
unmittelbar nach dem Aufstand verließen weit über 1000 Deutsche den Łódźer Raum.
Allein aus dem Kirchspiel Konstantynów zogen über 100 Familien fort. Vor allem
an den Rändern der Łódźer Sprachinsel, insbesondere bei Ozorków und Brzeziny,
wurden zahlreiche Kolonien von ihren deutschen Einwohnern verlassen. Vor allen
Dingen in den Jahren 1865 und 1866 war die Abwanderung nach Wolhynien sehr
stark, danach ging sie wieder etwas zurück. Sie setzte sich jedoch bis etwa 1892
fort und endete erst, nachdem 1887 der Ankauf von Land durch fremde Kolonisten
verboten wurde. Auch die Auswanderung nach Amerika gewann in dieser Zeit an
Bedeutung, vor allen Dingen in den Jahren 1869 bis 1891 und 1910 bis 1913,
allerdings spielte sie im Łódźer Raum nur eine geringe Rolle.
Folgende Dörfer verloren ihre deutschen Einwohner ganz oder zum Teil durch
Abwanderung nach Wolhynien, in die Städte oder nach Übersee: Woźniki,
Małczew-Holland bzw. Adamów, Stypin (nicht identifiziert), Aniołów,
Modlica-Holl., Karkoszki, Sarnie Budy (nicht identifiziert, möglw. Sanie),
Przyłęk, Karasica, Felicjanów, Erazmów, Głąbie, Laski, Plichtów, Gozdów,
Boginia, Janinów, Neu-Skoszewy, Marianów, Janów (nördl. v. Nowosolna) und
Umgebung.
Die Niederschlagung des Aufstandes brachte eine weitere Veränderung, die sich
grundlegend auf die Situation der deutschen Siedler auswirkte: Im Jahr 1864
wurde in Kongresspolen die Bauernbefreiung durchgeführt. Das hatte einerseits
zur Folge, dass nun immer mehr polnische Bauern als freie Siedler auftraten,
wodurch das Land bald knapp und teuer wurde. Andererseits strömten nun auch
immer mehr landlose Polen in die Städte, in denen die Mechanisierung gerade so
weit fortgeschritten war, dass man immer weniger Fachkräfte und zugleich immer
mehr ungelernte Arbeiter benötigte. Deutsche waren nun zumeist als Fachkräfte in
der Beaufsichtigung der Produktion tätig, während die große Masse der Arbeiter
aus Polen bestand. Es kamen aber auch viele landlose Deutsche in die Stadt, die
dort ihr Auskommen suchten. Das enorme Wachstum der Stadt Łódź wurde durch den
Eisenbahnbau, der den riesigen russischen Markt erschloss, noch zusätzlich
beschleunigt.
1863 wurde die Lodzer Zeitung (zunächst unter dem Titel „Lodzer Anzeiger“) als
erste deutschsprachige Zeitung der Stadt gegründet.
Der Ausbau des Schulwesens schritt in den folgenden Jahren voran, zugleich
setzte jedoch die Russifizierung der Schulen ein. Waren die Lehrer der
Kantoratsschulen bisher in der Regel ohne besondere Ausbildung gewesen und
hatten zumeist ein Handwerk im Nebenerwerb betrieben, wurde nun erstmals eine
geregelte Lehrerausbildung möglich: Im Jahr 1866 wurden in Warschau die
Pädagogischen Kurse mit einer dreijährigen Ausbildung für evangelische
Elementarschullehrer in Mittelpolen gegründet. 1871 wurde die Unterrichtssprache
dort allerdings Russisch, nur Religion und Deutsch wurden weiterhin auf deutsch
unterrichtet. 1873 gingen die Pädagogischen Kurse im Warschauer Evangelischen
Lehrerseminar auf.
Ebenfalls im Jahr 1866 wurde ein deutsches Realgymnasium in Łódź gegründet, 1871
wurde die Unterrichtssprache jedoch bereits russisch. 1880 wurde die Schule in
eine Gewerbeschule mit russischer Unterrichtssprache umgewandelt, Deutsch war
nur noch ein Nebenfach.
Die seit 1845 in Łódź bestehende „Deutsch-russische Realschule“ wurde 1869 auf
Veranlassung der Behörden geschlossen. Weiterhin gab es noch die deutschen
Privatschulen von Ringer (1890 geschlossen) und das 1878 gegründete Rothertsche
Mädchengymnasium.
Die Lehrer der Kantoratsschulen mussten sich ab 1871 einer russischen
Sprachprüfung unterziehen, und im Jahr darauf wurde verpflichtender
Russischunterricht eingeführt. Die Pfarrer wurden aufgefordert, bei ihren
Schulbesuchen die Russischkenntnisse der Kinder zu überprüfen. Ab 1870 erfolgte
außerdem die Umwandlung zahlreicher – kirchlicher – Kantoratsschulen in –
staatliche – Elementarschulen. Diese Maßnahme wurde in der Regel von den Lehrern
begrüßt, da diese nun vom Staat besoldet wurden, was eine erhebliche
Besserstellung bedeutete. Zugleich bedeutete es jedoch in vielen Fällen, dass
das zu den Schulen gehörige Land den Kirchen entzogen und der staatlichen
Schulverwaltung unterstellt wurde, was später vielfach dazu führte, dass die
Schulen ihren evangelischen, deutschen Charakter verloren.
Das im Wesentlichen bereits gut entwickelte Kirchenwesen wurde 1873 durch die
Gründung der Filialkirche Kamocin und 1884 durch das Kirchspiel St. Johannis in
Łódź ergänzt.
Mit dem wachsenden Wohlstand in der Stadt Łódź entwickelte sich ein
Sommerfrischenbetrieb, der wohlhabende Städter in die umliegenden Dörfer führte.
Als im Jahr 1912 in Andrzejów entschieden wurde, anstelle des zu klein
gewordenen Bethauses eine Kirche zu bauen, spielte auch die wachsende Zahl von
Sommergästen eine Rolle. Auch in Königsbach (Bukowiec) gab es bereits vor dem
Ersten Weltkrieg Sommergäste.
Als im Jahr 1905 die russische Revolution auf Łódź übergriff und es im Juni des
Jahres zu Barrikadenkämpfen in der Stadt kam, waren Deutsche auf allen Seiten an
dem Konflikt beteiligt. Unter den Todesopfern waren auch zahlreiche Deutsche.
Die Unruhen setzten sich bis in Jahr 1907 fort, wobei es einerseits wiederum ein
Kampf um die polnische Unabhängigkeit war, andererseits ging es auch um
Forderungen der Arbeiterklasse für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen. In
Łódź solidarisierten sich dabei zu Beginn die verschiedenen Bevölkerungsgruppen
in den jeweiligen Lagern miteinander. Später jedoch bekämpften sich – wohl auch
von der russischen Obrigkeit gefördert – die verschiedenen Gruppierungen
gegenseitig. Nach der Niederschlagung des Aufstandes verschlechterte sich das
Klima zwischen den Deutschen, Juden und Polen in Łódź deutlich und dauerhaft.
(Quelle: Wikipedia)
Galizien, Brody, evangelisches Kirchspiel Heimthal, Neudorf, Alexandrowo, Antonowka, Ostrog, Karlswald, Karlsberge, Fürstenthal, Friedrichsdorf, Alexandria, Rowno, Bistritsch, Rohrbach, Wiesenthal, Blumenthal, Karolinchen, Schitomir, Glücksthal, Berditschew
Wolhynien
Wolhynien (selten auch Wolynien; ukrainisch: Волинь/Wolyn; russisch:
Волынь/Wolyn; litauisch: Voluinė; polnisch: Wołyń) ist eine Landschaft in der
nordwestlichen Ukraine. Die heutige Oblast Wolhynien als ukrainische
Verwaltungseinheit umfasst nur einen Teil des historischen Wolhynien.
Das Gebiet soll seinen Namen von der legendären, längst untergegangenen Stadt
Wolin erhalten haben, die einst westlich des Bugs bei Wolodymyr-Wolynskyj lag
und der Hauptsitz des ostslawischen Stammes der Wolhynier war.
Das „Lodomerien“ im Namen des österreichischen Kronlandes Galizien und
Lodomerien geht auf Wolhynien zurück. Allerdings lag Wolhynien nie im
österreichischen Herrschaftsbereich – der Name wurde einfach aus der ungarischen
Königstitulatur entnommen, da Ungarn im Spätmittelalter eine Oberhoheit über das
Gebiet beanspruchte.
Das Land wird im Westen vom Bug begrenzt, allerdings war für die Gegend
unmittelbar westlich der Ausdruck „Waldwolhynien“ gebräuchlich. Im Osten reicht
das Gebiet bis kurz vor Kiew. Der nördliche Teil ist flach und mit Wäldern sowie
Sümpfen durchzogen, im Süden befinden sich einzelne hügelige Ausläufer der
Karpaten. Der wichtigste Fluss ist der Prypjat, der hier aber nur entspringt,
ansonsten verlaufen im Gebiet einige seiner Nebenflüsse, etwa Styr, Horyn oder
Slutsch. Wichtigere Städte sind Kowel, Luzk, Novovolynsk, Riwne, Kremenez,
Dubno, Sarny, Nowohrad-Wolynskyj, Korosten und Wolodymyr-Wolynskyj.
Geschichte
Ab 1569 gehörte Wolhynien zum polnisch-litauischen Staat, es entstand die
Woiwodschaft Wolhynien (Wołyń) mit der Hauptstadt in Luzk (Łuck), die bis 1795
Bestand haben sollte.
1793 wurde Wolhynien im Zuge der Teilungen Polen-Litauens in Ost und West
geteilt. Der Osten fiel 1793 mit der Zweiten Teilung Polens an Russland, der
Westen von Wolhynien kam dann nach der Dritten Teilung Polens 1795 ebenfalls zu
Russland.
Durch die Freilassung der Leibeigenen durch den russischen Zaren entstand im
Jahr 1861 ein plötzlicher Arbeitskräftemangel in Wolhynien. Viele Eigentümer
konnten ihre Arbeitskräfte nicht mehr bezahlen und verkauften stattdessen ihr
Land. So wurde die Ansiedlung von Deutschen in ‚deutschen Kolonien‘, von denen
zwei bereits 1797 bzw. 1816 gegründet worden waren, massiv unterstützt. Vor
allem 1862–64, aber auch bis in die 1890er Jahre strömten zahlreiche Deutsche
ins Land, so dass 1914 etwa 250.000 Deutsche im Land lebten (Wolhyniendeutsche).
Außerdem wurden von der österreichisch-ungarischen Regierung rund 16.000
Tschechen im Grenzgebiet zu Russland angesiedelt, die als Wolhynientschechen bis
1945 eine Minderheit darstellten.
Wolhyniendeutsche
Wolhyniendeutsche (Wolyniendeutsche / Woliniendeitsche) waren die deutschen
Auswanderer und ihre Nachkommen, die sich vorrangig im 19. Jahrhundert in
Wolhynien (Westukraine) ansiedelten. Die Russlanddeutschen wanderten in mehreren
Wellen in das Zarenreich ein. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts kam eine besonders
große Zahl von Deutschen nach Wolhynien, einem südlich der Prypjaz-Sümpfe
gelegenen Landstrich. Dies geschah vor allem in den Jahren 1860 bis 1895.
Bereits ab ca. 1815 hatten westpreußische und ursprünglich aus der Schweiz
stammende pfälzische Mennoniten begonnen, sich in dem Gebiet anzusiedeln. Ein
Teil dieser mennonitischen Einwanderer gehörte zur strengen Gemeinderichtung der
amischen Mennoniten. 1831 folgten ihnen Deutsche aus Polen, die sich nicht am
ersten polnischen Aufstand beteiligt hatten und daher von der polnischen
Bevölkerung angefeindet wurden. Im Gegensatz zu den anderen Gruppen von
Russlanddeutschen siedelten sich die Wolhyniendeutschen – ohne von den Zaren ins
Land gerufen worden zu sein – nicht nur als Eigentümer auf Großgrundbesitz,
sondern vielfach auch als Pächter an. Sie hatten eigene Kirchspiele und Schulen.
Ab 1880 wurde es den Deutschen von der russischen Regierung nicht mehr erlaubt,
weitere neue evangelische Kirchspiele zu errichten und es mussten russische
Oberlehrer eingesetzt werden. 1914 lebten rund 250.000 Deutsche in Wolhynien in
mehr als 300 deutschen Kolonien. (Quelle Wikipedia)
N. Georgiewsk (Modlin), Kannstadt, Wiesendorf, Alexandrow
Karmola, Grotsfelde, Marienthal, Alexanderthal, Neu Hoffnung, 12 zwölf evangelische Dörfer
Mennonitenansiedlung Alt-Samara
Die Mennonitenansiedlung Alt-Samara (auch Alexandertal) ist eine ehemalige
Ansiedlung preußischer Mennoniten im Gouvernement Samara in Russland. Sie wurde
1859 gegründet und existierte bis 1941 als deutsche Ansiedlung.
Die Kolonie Alt-Samara lag nordöstlich des Kreuzungspunktes des 54.
Breitengrades und des 68. Längengrades (östlich Ferro-Meridian, entsprechend 50°
20′ östlich Greenwich) am Flüsschen Kondurtscha, einem Zufluss des in die Wolga
mündenden Sok, etwa 90 km östlich der Wolga und 130 km nördlich der
Gouvernementstadt Samara.
Die Siedlung wurde 1859 von dem Siedlungsleiter Claas Epp auf ein Sonderprivileg
des Zaren Alexander II. gegründet. Der mennonitische Teil bestand aus 11 Dörfern
bzw. Gehöften, die administrativ zur Alexandertaler Wolost im Ujesd Samara
zusammengefasst wurden. Ab 1863 siedelten sich lutherische Siedler aus der
Gegend um Łódź ebenfalls etwas weiter nördlich in der Gegend an und gründeten
Dörfer, die die Konstantinower Wolost (heute: Bolschaja Konstantinowka) im Ujesd
Samara bildeten.
Alt-Samara war ein Sammelname für die gesamte Kolonie, einschließlich des
lutherischen Teils. Der mennonitische Teil wurde als Kolonie Alexandertal und
der lutherische als Konstantinow bezeichnet. Nach der Gründung der
mennonitischen Kolonie Chortitza (1789) und der Kolonie Molotschna (1804) war
ein beträchtlicher Teil der Mennoniten von Westpreußen nach Russland
eingewandert. Zar Nikolaus I. hatte diese Einwanderung jedoch 1835 durch ein
Gesetz verboten. Die politischen Entwicklungen in den deutschen Staaten, vor
allem die Revolution von 1848/49, hatte viele preußischen Mennoniten jedoch in
Unruhe versetzt und sie zur Suche nach neuen Siedlungsmöglichkeiten bewegt. So
erwirkte der Fürstenwerdersche Dorfschulze Claas Epp (1803–1881) 1853 beim Zaren
Nikolaus I. ein Sonderprivileg für die Gründung der Mennonitenansiedlung Am
Trakt und 1859 vom kurz zuvor auf den Thron gekommenen Zaren Alexander II. ein
Sonderprivileg zur Gründung der Kolonie Alt-Samara. Im September 1859 kamen die
ersten Familien an und gründeten das Dorf Alexandertal zu Ehren des Zaren, der
sie hierher eingeladen hatte.
Insgesamt bestand der mennonitische Teil der Kolonie aus folgenden Dörfern:
Alexandertal 1859 65 Dessjatinen 55 Familien (255 Personen) Nadeschdino
Neuhoffnung 1860 65 Dessjatinen 25 Familien (142 Personen) (zu Nadeschdino)
Mariental (zu Ehren der Zarin Maria Alexandrowna) 1863 65 Dessjatinen 26
Familien (137 Personen) Nowaja Schisn
Grotsfeld (zu Ehren des Gouverneurs von Samara (1853–1861) Konstantin Grot) 1863
65 Dessjatinen 8 Familien (45 Personen) Jagodny
Murawjowka (zu Ehren des Ministers für Staatsgüter (1857–1861) Michail Murawjow)
1863 65 Dessjatinen 16 Familien (59 Personen) –
Orloff 1867 32 Dessjatinen 17 Familien (73 Personen) Orlowka
Liebental 1870 32 Dessjatinen 11 Familien (41 Personen) (zu Orlowka)
Schönau 1870 32 Dessjatinen 25 Familien (132 Personen) Krasnowka
Lindenau 1870 32 Dessjatinen
Marienau 1870 32 Dessjatinen
Rettungstal um 1900 allmählich von den lutherischen Siedlern abgekauft
Die Auswanderung preußischer Mennoniten nach Alt-Samara setzte sich bis etwa 1878 fort. Siedlungsleiter war Claas Epp (1803–1881).
Wegen der Entlegenheit von den Absatzgebieten ging die wirtschaftliche
Entwicklung bis zur Jahrhundertwende nur langsam, aber stetig voran. 1870 gab es
in der Kolonie 6 Motormühlen, 2 Ziegelfabriken und 4 Schmieden.
In den 1890er Jahren schlossen sich vier Landwirte zu einer
Molkereigenossenschaft zusammen, was die Rinderzucht in der Kolonie rasch
vorantrieb. Der hier hergestellte Tilsiter Käse wurde bald in allen Teilen
Russlands bekannt und fehlte auf keiner landwirtschaftlichen Ausstellung des
Landes.
Um 1900 begann ein schneller wirtschaftlicher Aufschwung, begünstigt durch die
eingerichteten Molkereien, die aufgebesserte Vieh und Pferdezucht, sowie durch
Einführung neuer Weizenarten und die Verbindung durch die neue Bahnlinie.
Infolgedessen stiegen die Landpreise innerhalb von 10 Jahren um das Dreifache
und ein allgemeiner Wohlstand verbreitete sich.
1906 wurde das Handelshaus Harder, Wiebe und Co gegründet, das
landwirtschaftliche Maschinen in der Kolonie und in der weiteren Umgebung
vertrieb. Bereits 1907 eröffnete das Handelshaus eine Filiale in Koschki, einem
größeren, nördlich der Kolonie gelegenen Selo (heute Rajonverwaltungszentrum)
unweit der in jener Zeit im Bau befindlichen und 1916 durchgehend
fertiggestellten Eisenbahnstrecke (Wolga-Bugulma-Eisenbahn) von Simbirsk (heute
Uljanowsk) nach Tschischmy bei Ufa.
1910 besuchte der russische Ministerpräsident Pjotr Stolypin die Kolonie. Im
gleichen Jahr 1910 wurde ein landwirtschaftlicher Verein ins Leben gerufen, der
auf eigenen Versuchsfeldern neues Saatgut und landwirtschaftliche Maschinen
ausprobierte. Dieser Verein bewirkte, dass die herkömmliche Dreifelderwirtschaft
durch eine Mehrfelderwirtschaft abgelöst wurde. Durch seine Arbeit erlebte die
Rinderzucht und die Pferdezucht einen großen Aufschwung.
Wie bei den Mennoniten üblich, hatte die Kolonie Alt-Samara ein eigenes
Versicherungssystem. Die Kolonie bildete eine Filiale der Molotschnaer
Feuerversicherung, hatte aber einen eigenen „Brandältesten“ (von 1895 bis mind.
1913 Heinrich Görz aus Murawjewka). Kolonieintern gab es eine Pferdeversicherung
gegen Diebstahl, eine eigene Fuhrordnung gegen Brandschäden, um Baumaterial zu
beschaffen und Geschädigten Futter und Getreide zu erstatten, ebenso wie eine
eigene Erbschaftsordnung.
Die Kolonie blieb relativ klein. 1913 lebten in der mennonitischen Wolost
Alexandertal (ohne die Tochtersiedlungen) 182 Familien mit insgesamt 884
Personen.
Als das Land in der Kolonie für die heranwachsenden Söhne knapp wurde, kauften
einige Bewohner von Alt-Samara Land in der Umgebung und gründeten dort
Tochtersiedlungen:
Alexandrowka (1897) - 750 Dessjatinen Neuland, um 1914 rund 50 Bewohner
Besentschuk (1897) - unweit Besentschuk, 40 Meilen von Alexandertal entfernt;
1500 Dessjatinen Neuland, um 1914 rund 100 Bewohner
Bugulma (1910) - unweit Bugulma; 1000 Dessjatinen Neuland, um 1914 rund 50
Bewohner.
Die Nachkommen der Bewohner von Alt-Samara leben heute verstreut in Deutschland,
USA, Kanada und vereinzelt in Russland.
Das Gouvernement Samara
Das Gouvernement Samara (russisch Самарская губерния Samarskaja gubernija) war
eine Verwaltungseinheit des Russischen Reiches. Es lag unmittelbar östlich der
Wolga und grenzte im Norden an das Gouvernement Kasan, im Westen an Simbirsk und
Saratow (durch die Wolga davon getrennt), im Süden an Astrachan und im Osten an
Ufa, Orenburg und das Uralgebiet. Es hatte ein Areal von 151,046,6 km². Die
Hauptstadt war Samara. Das Gouvernement hatte sieben Kreise:
Bugulma
Buguruslan
Busuluk
Nikolajewsk (heute Pugatschow)
Nowousensk
Samara
Stawropol (heute Togliatti).
Das Gouvernement Samara bestand von 1851 bis 1928. Im Süden des Gouvernements
war ein Hauptsiedlungsgebiet der Wolgadeutschen. Dieses wurde 1918 vom
Gouvernement abgetrennt und kam zur neu gegründeten Wolgadeutschen
Arbeitskommune (der späteren ASSR der Wolgadeutschen). (Quelle: Wikipedia)
Schwarzes Meer, Krim, Taurien, Cherson, Bessarabien, Asowsches Meer, Odessa, Akkerman, Dniester, Simferopol, Kleefeld, Nikopol, Michaelsfeld, Cherson, Dnieper, Neu Danzig, Steingut, Waterloo, Landau
Russlanddeutsche
In der Regel werden auch die deutschstämmigen Einwohner der anderen ehemaligen
Sowjetrepubliken, insbesondere Kasachstans, als Russlanddeutsche bezeichnet.
Individualisierende Bezeichnungen wie Krimdeutsche, Wolhyniendeutsche,
Schwarzmeerdeutsche (auch Ukrainedeutsche) oder Kasachstandeutsche und
Kirgisistandeutsche sind im Sprachraum weniger üblich. Fälschlicherweise werden
die Russlanddeutschen gelegentlich auch als „Deutschrussen“ bezeichnet, obwohl
sich letzteres auf ethnische Russen in Deutschland bezieht. Bis zum Ende der
UdSSR waren zeitweise auch die Bezeichnungen Sowjetdeutsche und
Sowjetunion-Deutsche im Gebrauch.
Um Begriffsverwechslungen zu vermeiden ist es daher eindeutiger, bei Aussiedlern
von „Deutschen aus Russland“ zu sprechen. Allein schon, weil die große Mehrheit
aller Aussiedler großen Wert auf ihre deutsche Abstammung legt und der Begriff
„Russlanddeutsche“ bei dieser Bevölkerungsgruppe in Deutschland das Russische
betonen würde.
Krimdeutsche
Krimdeutsche ist die Bezeichnung für eine deutschsprachige Volksgruppe auf der
Halbinsel Krim in der heutigen Ukraine. Ab 1783 erfolgte eine gezielte
Ansiedlung von Russen, Ukrainern und Deutschen auf der Krim im ehemaligen
Krim-Khanat, wo im Kolonisationsgebiet Neurussland ein Gouvernement Taurien
eingerichtet wurde, um die Stellung der dort ansässigen Krimtataren zu
schwächen.
1939, zwei Jahre vor der Deportation der Russlanddeutschen nach Mittelasien im
August 1941, waren von damals 1,1 Millionen Einwohnern etwa 60.000 deutscher
Herkunft, was fast 5,5 % der Gesamtbevölkerung entsprach. Erst im Rahmen der
Perestroika konnten Krimdeutsche wieder auf die Krim zurückkehren.
Mutterkolonien:
Friedental (heute Kurortne/Курортне)
Heilbrunn (heute Prywitne/Привітне)
Herzenberg (heute Pionerske/Піонерське)
Kronental (heute Koltschuhyne/Кольчугине)
Neusatz (heute Krasnohirske/Красногірське)
Rosental (heute Aromatne/Ароматне)
Staryj Krim
Sudak
Zürichtal (heute Solote Pole)
Tochterkolonien:
(Deutsch-)Akscheich (heute Rosdolne)
Neudorf (Teil von Kirowske)
Kitai (heute Libknechtiwka)
(Quelle: Wikipedia)
Ssarátow, Morgenthau, Blumenfeld, Strassburg, Frankreich, Friedenberg, Wiesenmüller, Erntefeld, Gnadenfeld, Beideck, Köppenthal, Fresenheim, Hahnsau, Brunnenthal, Lessnoi-Karamysch, Schaffhausen, Zürich, Solothurn, Luzern, Großer Irgis, Katharinenstadt, Weimar, Galka, Jeruslan
Wolgadeutsche
Wolgadeutsche sind Nachkommen deutscher Einwanderer, die im Russischen Reich
unter der Regierung Katharinas der Großen an der unteren Wolga ansässig wurden.
In der Gesamtzahl der Nachkommen deutscher Siedler in allen Gebieten des
ehemaligen Zarenreichs bilden sie einen Anteil von 25 %. Das Zentrum der
Wolgadeutschen war die Stadt Pokrowsk (seit 1924 Engels). Zwischen 1924 und 1941
waren sie innerhalb der Sowjetunion in der Wolgadeutschen Republik organisiert.
Die Siedler, die überwiegend aus Bayern, Baden, Hessen, der Pfalz und dem
Rheinland kamen, folgten in den Jahren 1763 bis 1767 der Einladung der
deutschstämmigen Zarin Katharina II. in ihr neues Siedlungsgebiet, wo sie etwa
einhundert Dörfer gründeten. Sie wurden angeworben, um die Steppengebiete an der
Wolga zu kultivieren und die Attacken der Reitervölker aus den Nachbargebieten
einzudämmen. Die deutschen Siedler fanden im russischen Reich günstige
Bedingungen vor, u. a. erhielten sie einen politischen Sonderstatus, der das
Recht auf Beibehaltung des Deutschen als Verwaltungssprache, auf
Selbstverwaltung sowie auf Befreiung vom Militärdienst umfasste. Sie
entwickelten in dieser Region eine blühende Agrarwirtschaft mit Exporten in
andere Regionen Russlands. Diese Selbstbestimmungsrechte wurden durch Zar
Alexander II. (1818–1881) eingeschränkt. Dies führte zu einer Auswanderungswelle
in die USA, Kanada sowie Südamerika (z. B. nach Villaguay).
Geschichte der Russlanddeutschen
Trotz aller Schwierigkeiten machten die Siedler im Wolgagebiet Fortschritte. Bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde ein „bescheidener Wohlstand“ erreicht. Die Ernten wurden besser und die Bevölkerungszahl stieg um ein Vielfaches an, so dass im Jahre 1815 60.000, im Jahre 1850 dann gar 165.000 Menschen in den Mutter- und neu entstandenen Tochterkolonien (dazu weitere Neuansiedlungen wie Am Trakt und Alt-Samara) lebten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts jedoch wuchsen wieder die wirtschaftlichen Probleme, was vor allem an einer Agrarverfassung lag, die sich als nicht nachhaltig erwies. Land war nämlich hier nie Privateigentum, sondern wurde immer nur zur Verfügung gestellt – zuerst von der Krone, später von der Gemeinde, die immer wieder aufs Neue für eine möglichst gerechte Verteilung zu sorgen hatte. Diese Umteilungsgemeinde hatte sich nach der Abschaffung der Leibeigenschaft zuvor schon bei den meisten russischen Bauern entwickelt. Begünstigt durch Bevölkerungswachstum und mangelnder Alternativen, eine Arbeit außerhalb der Landwirtschaft zu finden, ergab sich das Problem, dass mit der Zeit immer weniger Kolonistenland für immer mehr Bauern zur Verfügung stand. Landzukäufe konnte man sich kaum leisten, stattdessen wurde das vorhandene Land umso intensiver genutzt und teilweise ausgelaugt. Dies war mitverantwortlich für die Missernten und Hungerjahre in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Inhaber Elke Rehder
Blumenstr. 19
22885 Barsbüttel
USt-IdNr. DE172804871
Telefon +49 (0) 40 710 88 11 oder E-Mail:
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