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Illustration von Hans Fronius gegenüber der Seite 14 zum Text der Schachnovelle:Anmerkung: Der blondsträhnige Junge ist in der Schachnovelle der spätere Schachweltmeister Mirko Czentovic.
Illustration von Hans Fronius gegenüber der Seite 20 zum Text der Schachnovelle:"Es erregte bei der ansässigen Runde nicht geringes Staunen,
als der Pfarrer den fünfzehnjährigen strohblonden und rotbackigen Burschen in
seinem nach innen getragenen Schafspelz und schweren, hohen Schaftstiefeln in
das Kaffeehaus schob, wo der Junge befremdet mit scheu niedergeschlagenen Augen
in einer Ecke stehen blieb, bis man ihn zu einem der Schachtische hinrief."
Anmerkung: Der blondsträhnige Junge wird von Zweig hier als strohblonder Bursche bezeichnet. Fronius löst sich weitgehend von dem Text und zeigt den jungen Mirko Czentovic gemeinsam mit dem Pfarrer in einer eigenen künstlerischen Komposition. Im Vordergrund erkennt man eine "Dame", wie sie Toulouse-Lautrec in einem Pariser Milieu auch nicht hätte besser illustrieren können. Der junge Bursche an der Seite des Pfarrers, der laut Zweig eigentlich in einem "nach innen getragenen Schafspelz und schweren, hohen Schaftstiefeln" in das Kaffeehaus geschoben wird, erscheint mir persönlich als "Little boy with his baseball cap".
Illustration von Hans Fronius gegenüber der Seite 50 zum Text der Schachnovelle:Anmerkung: Diese Illustration soll allgemein die Reise auf dem
Ozeandampfer darstellen und ist keiner speziellen Textstelle zuzuordnen. Die
Seevögel (Möwen?) im Vordergrund entspringen der Phantasie des Künstlers, der
hiermit geschickt die gewünschte Tiefenwirkung erreicht und damit die Weite des
Ozeans bildnerisch darstellt.
Im Text der Schachnovelle auf Seite 50 befindet sich der Dampfer auf dem
Meer. Möwen und andere Seevögel signalisieren eigentlich immer die Nähe eines
Landes.
"Ich benötigte nicht lange, um auf dem Promenadendeck den so eilig Entflüchteten aufzufinden. Er lag auf seinem Deckchair und las. Ehe ich auf ihn zutrat, nahm ich die Gelegenheit wahr, ihn zu betrachten. Der scharfgeschnittene Kopf ruhte in der Haltung leichter Ermüdung auf dem Kissen; abermals fiel mir die merkwürdige Blässe des verhältnismäßig jungen Gesichtes besonders auf, dem die Haare blendend weiß die Schläfen rahmten ..."
Anmerkung: Fronius hält sich nicht akribisch an den Text und meines Erachtens ist dies auch gut so. Fronius möchte mit seinen Zeichnungen Gefühle und Stimmungen vermitteln. Dies ist ihm hier wieder gelungen. Obwohl Zweig über eine "merkwürdige Blässe des verhältnismäßig jungen Gesichtes" schreibt, muss das Gesicht in der Zeichnung dunkel erscheinen, damit es sich gegen den hellen Hintergrund hervorheben kann. Hierdurch rückt Fronius die Person in den Vordergrund. Die Haares des Mannes sind in der Zeichnung schwarz und nicht weiß. Die Ferne wird durch einen kleiner werdenden Vogelschwarm angedeutet.
Illustration von Hans Fronius gegenüber der Seite 114 zum Text der Schachnovelle:Anmerkung: Der Text auf den Seiten 113-114 beschreibt wie der Gefangene Dr. B. sich bei einer Vernehmung aus einem fremden Mantel ein Schachbuch aneignet. Der Künstler Fronius hat diesen zeitlichen Sprung in der Schachtelnovelle von Stefan Zweig nicht mitgemacht. Mit diesem Motiv einer raubenden Möwe verlangt Fronius dem Leser geistige Beweglichkeit und Phantasie ab. Wir befinden uns immer noch auf dem Ozeandampfer auf dem Meer und machen den Sprung in die Vergangenheit von Wien nicht mit. Auf dem Bild zieht eine Möwe den Fisch aus dem Wasser. Im Text der Schachnovelle lesen wir "ein Griff, ein leichter, vorsichtiger Zug, und plötzlich hatte ich das kleine, nicht sehr umfangreiche Buch in der Hand" (wie die Möwe den Fisch im Schnabel - ein prächtiger Fischzug!). In Gottfried Bermann-Fischer hatte Hans Fronius einen Verleger gefunden, der solche "Anforderungen an den Leser" für seinen Verlag tolerierte. Nicht selten werden Illustratoren dazu verpflichtet, Ideen der Verlagsredaktion lediglich graphisch umzusetzen. Dass es 1949 auch anders ging, beweist diese Illustration.
Illustration von Hans Fronius gegenüber der Seite 158 zum Text der Schachnovelle:Anmerkung: Der Text auf den Seiten 157-158 beschreibt das Schachspiel mit dem Weltmeister Czentovic im Rauchersalon des Dampfers. Fronius zeigt in seiner Zeichnung die Größe eines Salons. Die runden Fenster, Bullaugen, zeigen, dass wir uns auf einem Schiff befinden. Drei Personen sitzen am Tisch und zwei Personen stehen. Weit und breit nichts, was auf ein Schachspiel hindeuten könnte. Fronius möchte sich nicht in Details verlieren, wenn Zweig schreibt "Unsere Runde hatte sich noch um zwei Liebhaber der königlichen Kunst vermehrt, zwei Schiffsoffiziere ...". Fronius hat beabsichtigt, dass diese Zeichnung keiner Textstelle genau zugeordnet werden kann. Er überbrückt damit mehrere Seiten mit einzelnen Situationsbeschreibungen rund um das Schachturnier. Und doch assoziiert der Leser mit dem Blick auf diese Zeichnung sogleich das Thema Schach. Diese Illustration muss an dieser Stelle im Buch eingebunden sein. Wäre diese Zeichnung an einer anderen Stelle eingebunden worden, wäre die Assoziation zum Schachspiel weitaus schwieriger.
Illustration von Hans Fronius gegenüber der Seite 180 zum Text der Schachnovelle:"Auch die Herren muss ich um Entschuldigung bitten. Aber ich hatte Sie gleich im voraus gewarnt, Sie sollten von mir nicht zuviel erwarten. Verzeihen Sie die Blamage – es war das letzte Mal, dass ich mich im Schach versucht habe."
Anmerkung: die breitschulterige Person im Hintergrund ist der im Text
beschriebene Schachweltmeister Mirko Czentovic. Die Person im Vordergrund
erinnert uns an die Person im Deckchair, die Person des Dr. B.
Schauen Sie sich den Gesichtsausdruck von Czentovic an. Eine bessere
Personenbeschreibung außerhalb des Textes von Stefan Zweig werden Sie
vermutlich anderweitig nicht finden. Betrachten wir die Person im
Vordergrund, die mit uns zu kommunizieren scheint, wird der krasse
Unterschied dieser beiden Persönlichkeiten besonders deutlich. Selten habe
ich einen Menschen gesehen, der vom Schicksal so schwer gezeichnet war. Ist
es eine Schachfigur, die er entkräftet aus seiner rechten Hand gleiten
lässt?
Fronius verzichtet auch in dieser letzten entscheidenden Phase der
Schachpartie auf die klassischen Symbole des Schachspiels wie Brett und
Figuren. Er kann davon ausgehen, dass intelligente Leser diese Hilfsmittel
nicht brauchen. Fronius ist Künstler und wie Alfred Kubin beherrscht er es
meisterlich, eine solche Situation der Bodenlosigkeit so auszudrücken, dass
es bei sensiblen Betrachtern seiner Zeichnungen eine Gänsehaut auslösen
kann.
Inhaber Elke Rehder
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