Heinrich Heine, Hamburg und die Frauen - Sammlung Elke Rehder
Hier folgt ein Textauszug aus meinem 2006 erschienen Künstlerbuch mit
Originalzeichnungen mit dem Titel "Heine, Hamburg und die Frauen" in dem
es unter anderem auch um die unerfüllte Liebe zu Heinrich Heines Cousine
Amalie Friedländer geht. Den Text von Roy Rasmussen gebe ich hier in
einem kurzen Auszug wie folgt wieder:
"Die in Barsbüttel bei Hamburg lebende Künstlerin Elke Rehder arbeitet
schon seit vielen Jahren zum Thema Schach. Das Schachspiel in der
Literatur gilt ihrem besonderen Interesse und sie scheint stetig auf der
Suche zu sein, nach ihr gefälligen Gedichten und Erzählungen. So
entdeckte sie in diesem Jahr das folgende Zitat, welches sie zu einem
Farbholzschnitt inspirierte, der zeitgleich mit dem hier vorliegenden
20. Druck der ELKE REHDER PRESSE als Einblattdruck erschienen ist:
Ich bin ein wahnsinniger Schachspieler. Schon beim ersten Stein habe
ich die Königin verloren, und doch spiel ich noch und spiele – um die
Königin. Soll ich weiterspielen?
Verfasser dieser Zeilen ist kein geringerer als der große Dichter
Heinrich Heine. Es ist ein Zitat aus dem Brief Heines an seinen Freund
Christian Sethe in Düsseldorf. Heine hatte diesen Brief am 27. Oktober
1816 in Hamburg geschrieben.
Aber wie kam es zu dieser Formulierung in dem genannten Brief? War Heine
wirklich ein wahnsinniger Schachspieler im Sinne des sportlichen Spiels?
Oder ist es eine symbolhafte Umschreibung seiner momentanen Gefühlslage?
Diente ihm der Vergleich zum Schachspiel lediglich als Metapher?
Eine Analogie zu den künstlerischen Werken von Elke Rehder zu dem Thema
Schach ist offensichtlich. Auch die Künstlerin verwendet die Symbolik
des Schachspiels, um komplexe Zusammenhänge – meist mit
gesellschaftskritischem Bezug – bildlich darzustellen.
"Schon beim ersten Stein habe ich die Königin verloren" – Dies kann doch
wohl unmöglich einem Schachspieler widerfahren! – Also müssen wir der
Sache weiter auf den Grund gehen und uns den gesamten Text des Briefes
ansehen ...
Nachdem ich diesen Brief erstmalig vollständig gelesen hatte, glaubte ich
zu fühlen, was einen verliebten Jungen von 18 Jahren vor fast
zweihundert Jahren bewegt haben mag bei der verzweifelten Frage "soll
ich weiterspielen?"
Heine ergänzte diese Metapher des Schachspieles mit einem ungenauen Zitat
aus den Schlussversen des zweiten Aktes von Voltaires Tragödie "Mérope"
(1743): "Quand on a tout perdu et qu’on n’a plus d’espoir, la vie est un
opprobre et la mort un devoir." In der Übersetzung bedeutet dies: Wenn
man alles verloren und keine Hoffnung mehr hat, ist das Leben Schande
und der Tod Pflicht. Dieses Zitat lässt uns erahnen, wie unglücklich der
Verfasser dieser Zeilen gewesen sein muss."
Text © Roy Rasmussen
Bilder © Elke Rehder
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