Deutsche Erstausgabe der Schachnovelle von Stefan Zweig
Einbanddeckel der Schachnovelle, Buenos Aires, Verlag Pigmalión, 1942. Foto ©
Elke Rehder
Vier Typoskripte
Stefan Zweigs Frau Lotte tippte auf der mechanischen Schreibmaschine in ihrem
gemeinsamen Haus in Petrópolis die Reinschrift des Textes der Schachnovelle. Für
die drei geplanten Durchschläge verwendete sie das damals übliche Kohlepapier.
Mit dem Original-Typoskript und den drei Durchschlägen entstanden vier
maschinengeschriebene Exemplare, die Stefan Zweig nachträglich noch
handschriftlich änderte. Seine Korrekturen und Ergänzungen waren je Exemplar
unterschiedlich.
Verlag Guanabara
Von den vier Typoskripten ging eines an Zweigs brasilianischen Verleger in das
wenige Kilometer entfernte Rio de Janeiro. Abraham Koogan (geboren 1912 in
Russland – verstorben 2000 in Rio de Janeiro) und sein Schwager Nathan Waissman
(1897 - 1953) waren Inhaber der dortigen Verlagsbuchhandlung Guanabara.
Die Erstausgabe der Schachnovelle erschien im September 1942 in
brasilianischem Portugiesisch im Verlag Editora Guanabara in Rio de Janeiro. Der
Titel des Sammelbandes lautet: "As três paixões" (Drei Leidenschaften). Format
22 cm. 213 gezählte Seiten. Hellgrauer Ganzleinenband mit goldener Titelprägung
und Verlagssignet "EG" auf dem Einbanddeckel. Blaues Rückentitelschild und
ornamentale Rückenvergoldung. Das Buch enthält die drei Novellen "A partida de
Xadrez" (Schachnovelle), "Divida tardiamente paga" (Die spät bezahlte Schuld)
und "Seria ele?" (War er es?). Die Übersetzer waren Odilon Gallotti (nur
Schachnovelle) und Elias Davidovich.
Das Original dieses Typoskripts befindet sich heute in der Sammlung der Reed
Library, State University of New York in Fredonia. Es wurde von der in London
lebenden Zweig Erbin Eva Alberman (dies ist die Nichte von Lotte Zweig) in die
Sammlung gegeben.
Verlag Bermann Fischer
Ein Typoskript wurde an die New Yorker Adresse von Zweigs Verleger Gottfried
Bermann Fischer (1897 in Oberschlesien - 1995 in der Toskana) gesandt, der im
Juni 1940 aus Stockholm fliehen musste. 1943 erschien die Buchausgabe mit
117 Seiten in einer ersten Massenauflage von 5000 Exemplaren im Exilverlag von
Bermann-Fischer in Stockholm. Eine zweite Auflage von 6000 Exemplaren erschien
1945 im selben Verlag. Im Jahre 1949 erschien eine illustrierte Ausgabe von 8000
Exemplaren ebenfalls bei Bermann-Fischer. Diese Ausgabe hat 183 Seiten und ist
mit Zeichnungen des österreichischen Künstlers Hans Fronius illustriert.
Das Original dieses Typoskripts befindet sich heute in der Lilly Library, Indiana University, Bloomington, im US Bundesstaat Indiana. Dieses Typoskript vom 21. Febr. 1942 hat insgesamt 63 einseitig mit Schreibmaschine beschriebene Blätter (62 nummerierte plus ein doppelt gezähltes Blatt). Der Durchschlag wurde mittels Kohlepapier erstellt.
Verlag Viking Press
Lotte Zweig an der Schreibmaschine in Petrópolis Brasilien © arquivo Casa Stefan
Zweig
Das vierte Typoskript wurde an Zweigs Freund und Übersetzer Alfredo Cahn in Buenos Aires gesandt. Alfredo Cahn als Alfred Kahn am 28. Oktober 1902 in Zürich geboren, verstorben am 19. Juli 1975 in Rio Ceballos in der Provinz Córdoba in Argentinien. Er war Schweizer jüdischer Herkunft, studierte in Spanien und wanderte 1924 gemeinsam mit seiner damaligen spanischen Freundin Maria Costa nach Argentinien aus. Er war als Übersetzer, Kritiker, Literaturagent und Literaturwissenschaftler tätig. Als Redakteur arbeitete er auch für die Zeitung Argentinisches Tageblatt. Die Zeitung erscheint noch heute in deutscher Sprache in einer Auflage von 10.000 Exemplaren. Die Zeitung ist seit der Gründung durch Johann Alemann im Jahr 1874 im Familienbesitz. Herausgeber sind jetzt Juan und Roberto Alemann. Chefredakteur ist Stefan Kuhn. Cahn zog 1957 in die Nähe der Stadt Córdoba und arbeitete dort als Professor für deutsche Literatur an der Universidad Nacional de Córdoba.
1940 organisierte Cahn für Stefan Zweig eine literarische Tour durch Argentinien. Für Stefan Zweig übersetzte Alfredo Cahn 20 Werke ins Spanische. 1942 veröffentlichte Cahn mit Hilfe der Buchhändlerin Lili Lebach im Verlag Pigmalión die Schachnovelle. Im selben Jahr schrieb Cahn den Nekrolog: Stefan Zweig - ein Nachruf. Buenos Aires. Die kleine Broschüre enthält eine Bibliographie von Cahns bis dato veröffentlichten Werken (1 Bl.), 8 ungezählte Blätter. Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt am Main (DNB) - Deutsches Exilarchiv Signatur EB KS 809. Unter anderem sind in Frankfurt folgende von Cahn übersetzte Werke vorhanden:
Folgende Werke kann ich zur weiteren Information über das Leben und Werk von Alfredo Cahn empfehlen:
Die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt a. M. konnte einen Teil des Nachlasses von Alfredo Cahn erwerben (Archiv Alfredo Cahn / Signatur Nr. EB 2001/066). Das Archiv enthält: Korrespondenz, u. a. mit Vicki Baum, Max Brod, Ernst Cassirer, Alfred Döblin, Hilde Domin, Albert Einstein, Richard Friedenthal, Hermann Hesse, Hermann Kesten, Annette Kolb, Emil Ludwig, Alma Mahler-Werfel, Heinrich Mann, Thomas Mann, Robert Neumann, Anna Seghers, Adrienne Thomas, Kurt Tucholsky, Fritz von Unruh, Antonina Vallentin und Friderike Maria Zweig; Übersetzungen Alfredo Cahns; Lebensdokumente, u. a. Verlagsverträge; Manuskripte und Typoskripte, u. a. von Emil Ludwig, Heinrich Mann und Paul Zech. - Mit umfangreicher Sammlung zu Stefan Zweig.
Alfredo Cahn übersetzte u. a. auch für die "Freie Deutsche Bühne" (F. D. B.). P. Walter Jacob (eigentlich Paul Walter Jacob, 1905-1977) gründete das Theater 1940 und leitete es zehn Jahre lang. Es war die einzige ständig spielende, deutschsprachige Bühne in Südamerika.
Es gibt heute wohl kaum noch Zeitzeugen, die 1942 an der Herstellung der ersten deutschsprachigen Ausgabe der Schachnovelle beteiligt waren. Auch befreundete Buchhändler, die Lili Lebach gut kannten, sind meist schon verstorben (Der Buchhändler Isay Klasse ist 2011 verstorben). Zu den wenigen noch lebenden Personen, die mit Lili Lebach eng zusammengearbeitet haben, gehört der Schriftsteller und Literaturdozent Alberto Manguel. Er arbeitete als Teenager in den Sommerferien von 1964 bis 1968 in der Buchhandlung Pigmalión und beschreibt die Buchhandlung als Treffpunkt der Liebhaber deutscher und englischer Literatur und seine dortige Begegnung mit Jorge Luis Borges.
Kurze chronologische Zusammenstellung der Publikationen von und über Fräulein Lili Lebach:
1933 - Eleonore Stockhausen, Guido Rotthoff: Krefelder Juden. Röhrscheid, 1981, 424 Seiten. "Lebach, Lili geboren 16.4.1911 in Wuppertal-Elberfeld. Beruf: Vertreterin, Ort: Krefeld, Südwall 6 (zugezogen 1.7.1933), abgemeldet 13.12.1933 nach Wuppertal-Sonnborn."
1942 - am 8. Juli wurde die Buchhandlung Pigmalión in der angesehenen und beliebten Geschäftsstraße Avenida Corrientes Nr. 515 eröffnet. Das Geschäft startete mit einem für die damalige Zeit außergewöhnlich großen und qualitativ hochwertigem Angebot an englisch- und deutschsprachiger Literatur.
1942 - am 7. Dezember veröffentlichte die vor wenigen Monaten gegründete Verlagsbuchhandlung die erste deutschsprachige Ausgabe der "Schachnovelle"; bitte lesen Sie hierzu im nächsten Abschnitt "Verlag Pigmalión und János Peter Kramer".
1943 - erschien bei Pigmalión ein Buch von Newton Freitas unter dem Titel "Maracatú: motivos típicos y carnavalescos". Das Buch ist von dem Künstler "Carybe" illustriert. Ich danke Herrn Roland Jaeger in Hamburg für den Hinweis auf diese seltene Publikation. http://www.rolandjaeger.online/
1955 - Auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Buchhandlung Librería Pigmalión (Av. Corrientes 515) war die Bar Helvética, auch "La Helvética" genannt, in der Avenida Corrientes 502 an der Ecke San Martín. Die Bar Helvética wurde 1860 eröffnet. Inhaber war Angel Morini. Es war ein traditionsreiches Restaurant, in dem es auch eine große Auswahl internationaler Spirituosen gab. Dies war ein bevorzugter Treffpunkt von Journalisten, Politikern, Schriftstellern und Würdenträgern. Ernesto Sabato nannte es "einen heiligen Ort". 1955 wurde das Restaurant aus politischen Gründen stark beschossen und fast zur Hälfte zerstört. Das Inventar wurde 1958 in einer Auktion versteigert.
1956 - Hermann Weyl: Maimonides (Ein Gedenkbuch), 1956. Dr. Julius Kaufmann, Solomon Kerstein (Bloch Publishing Co.), Gross Rabbiner Dr. German Klein, Dr. Carlos Kost, Adolfo Krojanker, Miguel Lejbowicz und Fräulein Lili Lebach (kurze Erwähnung).
1963 - Im Juli wurde die Gesellschaftsform in LIBRERIA Y EDITORIAL PIGMALION S. R. L. geändert mit den Anteilseignern Lili Lebach, Walter Lebach und Ilse Lebach verheiratete Dessau.
1965 - H. Huber und Günter Schulz: Transparente Welt - Festschrift zum sechzigsten Geburtstag von Jean Gebser" 1965 mit kurzer Erwähnung des Namens von Lili Lebach in Buenos Aires.
1970er Jahre - Kurze Beschreibung von Sigfried Taubert von seinem Besuch in Buenos Aires bei Lili Lebach und dem Ehepaar Carlos Hirsch und Frau (heute: Oficina del Libro Internacional - Carlos Hirsch, Buenos Aires) in: Sigfried Taubert: Mit Büchern die Welt erlebt. Hauswedell, 1992.
1971 - Adressbuch des deutschen Buchhandels. Buchhändler-Vereinigung, Frankfurt a. M. 1971, Abschnitt Argentinien / Buenos Aires: Pigmalión S.R.L. Libreria y Editorial, Corrientes 515, Sort. Inh. Lili Lebach, Gegr. 8.7.1942, s. a. Abt. 1 v. D., Hako Hbg. CH: BZ Olten
1972 - Revista Del Río de la Plata, Band 152, 1972. Pigmalión S.R.L. 30th Anniversary. Die lokale Tageszeitung macht einen kurzen Bericht zum 30jährigen Bestehen der Buchhandlung Pigmalión und eine kurze Bemerkung zur Inhaberin Lili Lebach.
1979 - wurde die Buchhandlung Pigmalión S.R.L. Libreria y Editorial
geschlossen, weil das Gebäude in der Avenida Corrientes 515 abgerissen wurde.
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In Buenos Aires trafen sich Exil-Deutsche in der von Lili Lebach am 8. Juli
1942 eröffneten Buchhandlung Pigmalión in der Avenida Corrientes Nr. 515. Lili
Lebach wurde von ihren Zeitgenossen als energiegeladene und dynamische Person
beschrieben. In kurzer Zeit hatte sie ein gutes Sortiment deutsch- und
englischsprachiger Bücher in ihrem Geschäft. Vermutlich gehörte auch Alfredo
Cahn zu den Besuchern der Librería Pigmalión (wie später auch Jorge L.
Borges). Nachdem die Erstausgabe der Schachnovelle in Brasilien erschienen war
(siehe oben Verlag Guanabara), bemühte man sich in Buenos Aires, die
erste deutschsprachige Ausgabe zeitnah herauszugeben, und zwar vor den anderen
Verlagen in New York, London und Stockholm.
Im Dezember 1942 erschienen 250 arabisch nummerierte Exemplare der
Schachnovelle bei Pigmalión als Broschur (Abbildung der Einbandes siehe auf
dieser Seite oben). Das Buch hat 97 Seiten. Auf dem Titelblatt steht am unteren
Rand "Verlag Pigmalión BS. Aires" (nicht Pygmalion, wie häufig unrichtig
zitiert wird). Zahlreiche Exemplare wurden mit einem Klebeetikett der
Librería Pigmalión auf dem vorderen Innendeckel der Broschüre versehen.
Zusätzlich zur Ausgabe bei Pigmalión wurden 50 Exemplare von Janos Peter Kramer verlegt. Auf dem Titelblatt steht am unteren Rand "Verlag Janos Peter Kramer, Buenos Aires".
Beide Ausgaben enthalten auf dem Titelblatt die Jahreszahl in römischen
Ziffern MCMXLII. Auf Seite (8) ist folgende Bemerkung gedruckt: “Das Original
dieses Buches wurde vom Verfasser wenige Stunden vor dessen Tod seinem Freund
und Uebersetzer Alfredo Cahn zugeschickt und erscheint als Liebhaberdruck in
einer nummerierten Auflage. Fünfzig Exemplare in Leinen gebunden tragen die
Nummern I bis L, zweihundertfünfzig Exemplare auf Offset C Papier gedruckt
tragen die Nummern 1 bis 250."
Beide Ausgaben enthalten den folgenden Druckvermerk am Ende des Buches:
"Gedruckt und fertiggestellt in den Werkstätten der Compañía Fabril Financiera,
Iriarte 2035, Buenos Aires, am 7. Dezember 1942." In Südamerika ist das
Unternehmen unter dem kurzen Namen "La Fabril" bekannt. Gegründet wurde
die Firma 1888 von Antonio Devoto (geboren 1832 in Italien - verstorben 1916 in
Buenos Aires) als "Compañía General de Fósforos", als Zündholzfabrik. 1904
kamen eine Papierfabrik und eine Druckerei hinzu. Die Produktion von Spielkarten
wurde aufgenommen. In Uruguay wurde eine Tochtergesellschaft gegründet. 1913
folgten Ölwerke für Rizinusöl und Baumwollöl. Devoto unterstützte Italien im
Ersten Weltkrieg und wurde dafür von Italien zum Grafen ernannt. Er steuerte
auch die Banco de Italia y Río de la Plata, damals eine der reichsten
Privatbanken Südamerikas. 1920 begann der Einstieg in die Textilindustrie. 1929
wurde die Aktiengesellschaft "Compañía General Fabril Financiera S.A."
gegründet, eine Holding (Dachgesellschaft), welche die verschiedenen Projekte
der Textilindustrie und Grafikwerkstätten international organisierte. Der Druck
von Spielkarten und der Export von Textilien war ein einträgliches Geschäft.
Papierindustrie (Zellulose), internationale Chemische Industrie (Farben
etc.), Immobilien und Verlagsbranche kamen hinzu.
Janos Peter Kramer wurde 1904 in Nürnberg geboren und kam im Alter von 25 Jahren am 6. April 1929 mit dem Schiff aus Hamburg in Buenos Aires an. Bis Ende 1929 war er für kurze Zeit als Privatsekretär für die 1887 in Wien geborene Komponistin und Chembalistin Alice Ehlers tätig. Ehlers war eine großartige Bach Interpretin. Sie war mit Albert Schweitzer befreundet. Sie verstarb 1981 in Los Angeles in den USA. Seit Mai 1932 war Kramer dann als Buchhändler, Galerist und Verleger tätig. Er handelte mit Gemälden, Tapisserien und bibliophilen Büchern und war zusätzlich auch als Verleger schöngeistiger Literatur und Kunstbücher tätig. Kramer hatte gute Beziehungen zu einflussreichen jüdischen Geschäftsleuten in Buenos Aires. Kramer soll auch mit Ricardo Hirsch befreundet sein, der wiederum ein freundschaftliches Verhältnis zu Stefan Zweig hatte. 1940 traf sich Kramer mit Stefan Zweig und seiner Frau Lotte anlässlich der von Alfredo Cahn organisierten Vortragsreise.
Die gebildete Bevölkerungsschicht in Argentinien, nicht nur die Exilanten, dürsteten nach fremdsprachlicher Literatur. Infolge der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen, war auch der Export von Büchern bestimmter Schriftsteller schwierig geworden. Kramer hatte eine besondere Vorliebe für Lyrik. Insbesondere in den Kriegsjahren war Kramer als Verleger von Buchausgaben in französischer Sprache sehr aktiv. Wie auch Lili Lebach leistete Kramer einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur kulturellen Entwicklung in Argentinien.
Zum Thema "Raubdruck" von Kramer
Ob János Peter Kramer immer alle rechtlichen Legitimationen für seine
Buchveröffentlichungen besaß bzw. ob Verletzungen von Urheberrechten
erfolgten, habe ich nicht geprüft. Ich gehe jedoch davon aus, dass dies
aufgrund seiner Kontakte mit Verlegern in London und Paris keiner
tiefgehenden Untersuchung bedarf. Eine Tatsache ist, dass Kramer sich
immer gern an bereits erschienenen Publikationen bedient hat bzw. im
Falle der "Schachnovelle" beteiligt hat. Ich mache diese Bemerkung nur
aus dem Grunde, weil sich bis heute immer noch hartnäckig das Gerücht
hält, welches die erste deutschsprachige Ausgabe bei Kramer als
"Raubdruck" vermutet. Ein "Raubdruck" kann es meiner Meinung nicht sein,
weil die Rechtmäßigkeit der Ausgabe von 50 römisch nummerierten
Exemplaren im Druckvermerk der Pigmalión Ausgabe und auch in gleicher
Weise bei János Peter Kramer identisch im Druckvermerk steht. Eine
fachliche Beurteilung beider Ausgaben im Vergleich durch Dr. Frieder
Schmidt, Deutsche Nationalbibliothek, Deutsches Buch- und Schriftmuseum
/ Kultur- und Papierhistorische Sammlungen in Leipzig hat eindeutig eine
identische Papierqualität und auch eine identische Druckqualität
ergeben. Viele können sich vielleicht nicht vorstellen, dass zwei
Verlage sich eine Auflage teilen. Dies kommt auch noch heutzutage bei
Kleinverlagen vor. Ein weiteres Indiz gegen die mögliche
"Raubkopie"-Vermutung ist, dass alle weltweit bisher aufgetauchten
Ausgaben mit römischer Nummerierung bei Kramer verlegt wurden. Es gibt
bis jetzt kein einziges nachgewiesenes Exemplar aus dem Pigmalión
Verlag, das römisch nummeriert ist.
1938 erschien bei Kramer in Buenos Aires in Zusammenarbeit mit Allen & Unwin in London die spanischsprachige Phaidon-Ausgabe "Las Pinturas del Greco" von Ludwig Goldscheider zur Malerei von El Greco.
1940 traf Kramer sich mit Stefan und Lotte Zweig anlässlich der von Alfredo Cahn organisierten Vortragsreise in Buenos Aires.
1941 Rainer Maria Rilke: Lettres à un jeune poète. János Peter Kramer, Éditeur. Auflage: 500 nummerierte Exemplare (die erste französische Buchausgabe erschien 1937 bei Bernard Grasset in Paris)
1943 Jacob Burckhardt: Réflexions sur l'histoire du monde (Weltgeschichtliche Betrachtungen). Buenos Aires : János Peter Kramer, (1943)
1943 François Villon: Oeuvres poétiques. Buenos Aires;J ános Peter Kramer, 1943. Auflage: 500 nummerierte Exemplare.
1944 Rainer Maria Rilke: Les Cahiers de Malte Laurids Brigge. Buenos Aires, MCMXLIV (1944), János Peter Kramer, Éditeur; Auflage: 1000 nummerierte Exemplare. (erste franz. Ausg. 1926 bei Émile-Paul frères, éditeurs in Paris)
1944 Rainer Maria Rilke "Poésies complètes". Buenos Aires, MCMXLIV (1944), János Peter Kramer, Éditeur; Auflage: 1000 nummerierte Exemplare.
1944 Stefan Zweig: Amok, ou, Le fou de Malaisie. Buenos Aires, 1944, János Peter Kramer, Éditeur. Diese Buchausgabe enthält auch "Lettre d'une inconnue" (Brief einer Unbekannten). Amok, ou le Fou de Malaisie, suivi de la Lettre d'une inconnue et des Yeux du Frère éternel, traduits de l'allemand par Alzir Hella et Olivier Bournac; Préface de Romain Rolland; erschien erstmals 1927 in Paris bei Stock, Delamain et Boutelleau.
1945 Peter Abelard & Héloïse: Les amours et les infortunes d'Héloïse et d'Abeilard. Buenos Aires, János Peter Kramer, 1945. Auflage: 1000 nummerierte Exemplare.
1946 folgte abermals in Zusammenarbeit mit der Phaidon Press in London die spanischsprachige Ausgabe für Südamerika des Standardwerkes von Abraham Bredius "Rembrandt cuadros escogidos" in Buenos Aires bei Janos Peter Kramer (The Paintings of Rembrandt, London 1937)
1948 eröffnete Kramer eine Buchhandlung in der eleganten Einkaufsstraße Calle Florida 960. Als Kunsthändler firmierte er unter der Bezeichnung Galería Kramer und handelte bis 1989 mit internationaler Kunst.
1964 und 1966 folgten noch je ein Katalog zu Kunstausstellungen an denen die Galerie Kramer beteiligt war.
Die Publikationen der Librería Pigmalión - Zur Buchhändlerin und Verlegerin Lili Lebach habe ich weiter oben auf dieser Seite bereits einige Informationen gegeben. Ihre 1942 publizierte Ausgabe der "Schachnovelle" ist auf dem Einbanddeckel mit einer Vignette illustriert. Der Künstler, der diese Illustration schuf, ist nicht im Buch genannt.
Vignette auf dem Einbanddeckel Foto © Elke Rehder
Der Künstler für die Einbandvignette der Schachnovelle war vermutlich Clément Moreau (* 26. März 1903 bei Koblenz am Rhein; † 27. Dezember 1988 in Sirnach in der Schweiz), mit bürgerlichem Namen Carl Josef Meffert. Er war mit Stefan Zweigs Literaturagenten und Freund Alfredo Cahn gut bekannt. Moreau flüchtete 1935 aus der Schweiz nach Argentinien, wo Cahn bereits seit 1924 in Buenos Aires tätig war. Moreau arbeitete dort unter anderem als Illustrator für das Argentinische Tageblatt, der 1874 von Johann Alemann gegründeten deutschsprachigen Auslandszeitung und für die von Alemann ins Leben gerufene Pestalozzi-Schule. Seine Linolschnitte erfreuten sich bald großer Beliebtheit und es ergab sich in mehreren Bereichen eine enge und freundschaftliche Zusammenarbeit mit Alfredo Cahn.
Mit großer Wahrscheinlichkeit hatte Alfredo Cahn den Künstler gebeten, für die von Zweig gewünschte kleine bibliophile Ausgabe eine passende Einbandillustration zu fertigen. Alfredo Cahn hatte 1942 nach der Rückkehr von seiner längeren Reise aus Rio de Janeiro den Wunsch, die Veröffentlichung der Schachnovelle in deutscher Sprache möglichst schnell zu realisieren. Für deutschsprachige Bücher bot sich die wenige Monate zuvor gegründete Buchhandlung Pigmalión an. Die Organisation dieser Publikation lag in den Händen von Alfredo Cahn. Cahn war 1942 noch stark mit der Übersetzung von Zweigs "Die Welt von Gestern" beschäftigt. Die erste spanischsprachige Ausgabe seiner Übersetzung erschien 1942 im Verlag Claridad in Buenos Aires unter dem Titel "El mundo de ayer". Alfredo Cahns Übersetzung der Schachnovelle erschien erst 1945 unter dem Titel "Una Partida de Ajedrez" (Una partida de ajedrez; Una carta : (Dos narraciones póstumas) im Verlag Espasa-Calpe Argentina. Die zwei Erzählungen aus dem Nachlass "Schachnovelle" und "Die spät bezahlte Schuld" wurden im Verlag von Espasa-Calpe in der Serie Collección Austral 541 erstmals in spanischer Sprache veröffentlicht. Ebenfalls im Jahr 1945 erschien die spanische Übersetzung von Ferenc Oliver Brachfeld (* Budapest 1908; † Quito 1967) unter dem Titel "El jugador de ajedrez" im Verlag Victoria in Barcelona (1945). Ab 1952 erschien dann in Barcelona im Verlag Editorial Juventud auch unter diesem Titel eine Übersetzung von J. Rico.
Aber der Künstler der Einbandvignette könnte auch Héctor Julio Paride
Bernabo gewesen sein. Er war ein Maler, Kupferstecher, Zeichner,
Illustrator, Töpfer, Bildhauer, Wandmaler, Forscher, Historiker und Journalist.
Als Künstler ist er unter dem Namen Carybé international bekannt
geworden. Er wurde in Lanús in der Provinz Buenos Aires am 7. Februar 1911
geboren. Später siedelte er nach Brasilien um und schloss dort unter anderem
Freundschaft mit dem berühmten Schriftstellers Jorge Amado (1912-2001 in
Salvador, Bahia). Carybé starb in Salvador, Bahia am 2. Oktober 1997.
1942 kehrte der Künstler Carybé von einer seiner Studienreisen durch
andere südamerikanische Ländern nach Buenos Aires zurück und schuf
Illustrationen für den Verlag Claridad (Sammlung Claridad Vol. 51); Autor:
Enrique Amorim (1900-1960); Titel: La Carreta (Buenos Aires, 1942).
1943 zeigte er seine Kunstwerke in einer Ausstellung in der Galería Nordiska in einem großen Kaufhaus in Buenos Aires. 1943 illustrierte er eine Buchausgabe bei Pigmalión. In meinem Versandantiquariat biete ich diese relativ seltene Ausgabe zum Verkauf an. Nachfolgend sehen Sie meine Buchbeschreibung und einige Abbildungen:
Newton Freitas Maracatú photo © Elke Rehder - Einbanddeckel
Newton Freitas Maracatú photo © Elke Rehder - Titelblatt und Druckvermerk
Newton Freitas Maracatú photo © Elke Rehder - Dedikation an Luis M.
Baudizzone
Newton Freitas Maracatú photo © Elke Rehder - Illustration von Carybé 1943
Newton Freitas Maracatú photo © Elke Rehder - Illustration von Carybé
1943
ARTIKEL-NR. A008400 Preis 95,00 € inkl.
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(Diese Seite wurde am 5. Dezember 2013 veröffentlicht. Letzter Stand der Aktualisierung: 01. April 2019)
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