Druckwerkstatt von Elke Rehder
Liebe Freunde des Buchdrucks und der graphischen Künste. Wegen der Corona-Pandemie konnte die Verkaufsmesse BuchDruckKunst 2020 im Hamburger Museum der Arbeit nicht stattfinden. Der nächste Termin ist 12.-14. März 2021. Papiermacher, Setzer, Drucker und Buchbinder führen ihr Handwerk vor.
Zur BuchDruckKunst erscheint ein umfangreiches Magazin mit allen Ausstelleradressen, weiterführenden Artikeln und Abbildungen der ausgestellten Arbeiten. Wer diese Messe für Erlesenes auf Papier aus irgendwelchen Gründen nicht besuchen kann, hat jederzeit die Gelegenheit, sich bei der Pirckheimer-Gesellschaft zu informieren, einer ständig wachsenden internationalen Vereinigung von mehr als 500 Bücher- und Grafikliebhabern. Hier Mitglied werden
In meiner Druckwerkstatt in Barsbüttel im Kreis Stormarn steht seit 1999 eine 750 Kilo schwere Andruckpresse der Firma Korrex, Typ Berlin. Hierauf drucke ich Holzschnitte und Schrift mit Bleibuchstaben im Buchdruck.
Elke Rehder an der Druckpresse
Die Korrex in meiner Druckwerkstatt
Max Simmel Maschinenfabrik Pforzheim, Korrex Berlin, Baujahr 1961. Tischgröße
50 x 70 cm. Fotos von Farbwalzen und vom Farbwalzenstuhl
Der Handsatz ist das älteste Verfahren mit beweglichen Lettern im Bleisatz. Diesen Handbleisatz habe ich als Titel meiner Grafikmappe zu Friedrich Hölderlin gesetzt. Der Handsatz aus der Garamond steht fachgerecht abgebunden auf einem Setzschiff. Ein Setzschiff ist ein Tablett zur Ablage von gesetzten Zeilen aus dem Winkelhaken.
abgebundener Handsatz auf Setzschiff
Buchstabe für Buchstabe, Zeile für Zeile wird ein Text im Winkelhaken gesetzt
Bei der Monotype werden die einzelnen Lettern mit einer Gießmaschine gegossen.
Für den 7. Druck der Elke Rehder Presse - Der Granatapfel von Stefan Andres - wurde 1995 von der Offizin Haag-Drugulin in Leipzig die Monotype Dante-Antiqua gegossen und gesetzt und von Klaus Raasch in Hamburg gedruckt.
1997 erschien als 13. Druck der Elke Rehder Presse "Ein Traumbuchstabenbuch" mit drei Gedichten von Hermann Hesse. Die Offizin Haag-Drugulin in Leipzig lieferte hierfür die Monotype Cochin-Antiqua, die von Klaus Raasch gedruckt wurde.
Für den 15. Druck der Elke Rehder Presse - Rehburger Reminiszenzen von Ernst Jünger - lieferte die Offizin Haag-Drugulin 1998 den Monotype Bleisatz aus der Didot. Drucker war Günter Poppenburg im Museum der Arbeit in Hamburg.
Monotype Maschinensatz der Offizin Haag-Drugulin in Leipzig, hier
abgebunden auf einem Setzschiff, mit Ausschluss der Zeilen (nicht
druckendes Blindmaterial)
An einer Linotype-Setzmaschine wurden mittels einer Schriftmatrize und heißem flüssigen Blei die kompletten Schriftzeilen gegossen. Diese Technik fand Verwendung für meine Pressendrucke zu Slawomir Mrozeks Erzählung "Schach" (4. Druck der Elke Rehder Presse, 1994, gedruckt von Dieter Lindemann im Museum der Arbeit in Hamburg) und zu Goethes Gedicht "Der Gesang der Geister über den Wassern" (11. Druck der Elke Rehder Presse, Barsbüttel 1997).
Linotype-Maschinensatz von Karl-Heinz Plewa aus der Druckwerkstatt im
Museum der Arbeit in Hamburg
Dieses Klischee wurde nach meiner Zeichnung von der Klischee-Anstalt aus Messing hergestellt und für die Blindprägung meines bibliophilen Pressendrucks zu der Erzählung "Schach" von Slawomir Mrozek verwendet. Die Buchbinderei Christian Zwang in Hamburg prägte mit diesem Klischee den Ganzledereinband aus Oasen-Ziegenleder.
Später wurde das Klischee für den Druck einer signierten Beilage für die Vorzugsausgabe des Kataloges der 4. Internationalen Ausstellung für Künstlerbücher und Handpressendrucke IAKH Leipzig 1995 in der Edition Lebensretter verwendet (weitere Beilagen: Radierung von Wolfgang Buchta, Holzschnitte von Frank Eißner und Klaus Raasch).
Messingklischees wurden hergestellt für die Blindprägung des Einbandes des 13. Druckes der Elke Rehder Presse (Ein Traumbuchstabenbuch - 3 Gedichte von Hermann Hesse) und für die bibliophile Ausgabe der Schachnovelle. Für das Pressensignet der "Elke Rehder Presse" wurde ebenfalls ein Klischee für den Buchdruck hergestellt. Hier sehen Sie einen Andruck von dem Pressensignet der Elke Rehder Presse, Barsbüttel Kreis Stormarn
Messingklischee für die Blindprägung des Bucheinbands zur Kurzgeschichte
"Schach" von Slawomir Mrozek
Für den Holzschnitt genügt im Grunde ein scharfes Messer, mit dem man Schnitt und Widerschnitt ausführen kann. Die Arbeit erleichtern Flach- und Hohleisen in verschiedenen Größen und Formen, sowie Stichel, Grabstichel, Geißfuß und Rilleisen. Für meine Holzschnitte verwende ich meist japanisches Sperrholz, das speziell für Holzschnitte hergestellt wird und gut zu bearbeiten ist.
Das obige Bild zeigt meinen Arbeitstisch für den Holzschnitt. Für einen Farbholzschnitt von drei Druckstöcken schneide ich mit dem Hohleisen größere, nicht druckende Partien weg. Die folgende Abbildung zeigt Konturenmesser mit gerader und schräger Klinge, einen Stichel, Hohleisen für den tiefen und flachen U-förmigen Schnitt, Geißfuß für V-förmigen Schnitt und ein Rilleisen für feine Linien.
Stecheisen für den Holzschnitt
Das folgende Bild zeigt einen Ölstein und Schleiföl für das Schärfen der Stecheisen. Die Messingbürste dient zum Ausbürsten und damit zur Verstärkung der Konturen der Holzmaserung in den druckenden Flächen des Holzschnittes.
Schleifmittel für die Stecheisen und Drahtbürste für die Strukturen
des Holzschnittes
Die folgende Abbildung zeigt einen Handreiber mit Nylongewebe, einen japanischen Handreiber mit einem Überzug aus Schilf, einen hölzernen Handreiber mit Filzauflage und das Falzbein aus Knochen. Das Falzbein ist ein sehr vielseitiges Werkzeug und in meiner Stormarner Druck- und Papierwerkstatt häufig im Einsatz.
Werkzeuge für die Handabreibung eines Holzschnittes
Bei meinen Holzschnitten plane ich die vorhandene Holzstruktur der Druckplatte ein. Um die Oberflächenstruktur des Holzes hervorzuholen, bürste ich die Holzplatten mit einer Messingbürste. Und um diese Struktur in der Grafik sichtbar zu machen, drucke ich die Farben entsprechend mager. Neben den wunderbaren Farben und den klaren abgegrenzten Farbflächen macht eine leicht sichtbare Holzstruktur für mein Empfinden noch den besonderen Reiz eines Holzschnittes aus.
Der Holzschnitt zu Heinrich Heine wurde von 4 Farben, also in 4 Druckgängen und von 4 einzeln geschnittenen Holzstöcken gedruckt. Durch die Reihenfolge in der man die Farben druckt, bestimmt man auch die Färbung der überlagerten Farben. Grundsätzlich wird die dunkelste Farbe, bzw. die Schwarzplatte zuletzt gedruckt. Für jede Farbe schneide ich einen gesonderten Holzstock. Weitere Farbtöne können gezielt durch Überdrucken von Farbflächen erzeugt werden. Mehr Informationen zu dem Thema finden Sie auf meiner Seite Holzschnitte
Farbholzschnitt zu Heinrich Heine
Holzschnitt - Druck von vier verschiedenfarbigen Druckstöcken
Farbwerk meiner Holzschnitt-Andruckpresse
In der folgenden Abbildung habe ich den Holzschnitt aus japanischem Sperrholz mit doppelseitigem Klebeband auf eine plane MDF-Platte montiert (die Mitteldichte Holzfaserplatte gibt es in unterschiedlichen Stärken als Zuschnitt im Baumarkt). Fixiert wird der Druckstock in diesem Fall mit vier kräftigen Satzmagneten 4 x 10 Cicero.
Holzschnitt im Druckfundament meiner Korrex-Andruckpresse
Ein zu überdruckender Holzschnitt liegt auf dem Anlagetisch der
Druckpresse.
Die Greiferplättchen werden mittels eines Fußpedals angehoben.
Rechts auf dem Anlagetisch ist die Feineinstellung der Anlagemarke zu
sehen.
Der Druckzylinder fährt über den Druckstock